Von Selbsterkenntnis und Selbsterscanntnis

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Gnothi seauton (griechisch Γνῶθι σεαυτόν, „Erkenne dich selbst!“) wird als viel zitierte Forderung dem vorsokratischen Philosophen Heraklit (um 500 v.u.Z.) zugeschrieben: „Allen Menschen ist zuteil, sich selbst zu erkennen und verständig zu denken.“ Der Mensch solle seine individuellen Fähigkeiten nicht überschätzen oder, er solle sich darüber bewusst sein, sterblich, unvollkommen und begrenzt zu sein. Für Platon war wichtig, dass der Mensch Wissen um sein Nichtwissen erlange. Macht man einen Zeitsprung, sieht man heute bei Vertragsabschlüssen, politischen Verhandlungen und kommunalpolitischen Entwicklungen, dass diese Gedanken leider nur noch in digitalen Nischen ein Schattendasein fristen und bei Schattenhaushalten gänzlich außen vor bleiben. Dahingegen tritt mit steigender Tendenz die „Selbsterscanntnis“ aus dem Schattendasein, wird zunehmend genutzt, um sich im weltweiten Netz zu präsentieren. Solchermaßen eingescannt, bieten sich die Bilder an, sie direkt und ohne Umweg über „studiVZ“ den Bewerbungsunterlagen beizulegen, um zu zeigen, dass man „unvollkommen und begrenzt ist“. (H.B.)