Presse zur Ausstellung

Eine Wäscheleine voll Raben von hinten

Pfullingen.  Warum nicht 365 Kalenderblätter auf der Rückseite bemalen und daraus eine Ausstellung machen? Helmut Bachschuster hat das getan.

Der Pfullinger Künstler Helmut Bachschuster ist auf ähnliche Weise bereits mit dem Raben-Kalender 2006 verfahren, hat ein ganzes Buch daraus gemacht.

„Was mir eben zu dem Tag einfällt, auch Persönliches und natürlich große politische Ereignisse“, so Bachschuster, all das fand auf den Rückseiten der Kalenderblätter 2009 seinen künstlerischen, zeichnerischen Niederschlag. Schade fanden die Leute, die nicht rechtzeitig davon erfahren hatten, aber, dass dieses Bilderhappening an der langen Leine gerade einmal sechs Stunden zu bewundern war – in Bachschusters künstlerischem Hauptquartier in der Schmale Straße 2.

Der Rabenkalender ist ein kultiger Abreiß-Literaturkalender, der im Zweitausendeins-Buchverlag seinen festen Platz hat. Geboren wurde er vor 27 Jahren, betreut wird er von Tini Haffmanns. Auf den Rückseiten der Kalenderblätter ist massig Platz für eigene Notizen – das hat Helmut Bachschuster zur Kunst kultiviert. Inspiriert haben ihn dabei auch die historischen Notizen des Raben sowie die geistreichen Wort- und Gedankenhäppchen, die zum Teil leicht, aber auch durchaus schwarz-sarkastisch oder romantisch daher kommen. Witzig illustriert ist er allemal – und durch das Wirken des Pfullinger nun auch auf beiden Seiten.

„Ich hab da Tagebucheinträge vermerkt, mich an den Urlaub in Tunesien erinnert, ein Kamel gezeichnet“, so Bachschuster. Und außerdem hat er am 11. November 2009 mit Porträtbild vermerkt – das war der Tag, als Oettingers Abgang feststand: „Ginter geht nach Brissel“. Der hiesige Schäferlauf wurde ebenso gewürdigt wie Harry Rowohlts Lesung bei Osiander.

An sechs Wäscheleinen hatte Bachschuster seine Bilder aufgehängt. Und seine Fans hoffen nun inständig, dass der Pfullinger nach der so kurzen 360-Minuten-Schau die Kalenderblätter wieder zu einem Buch bindet.

Wers ihm gleich tun will: Der Rabenkalender 2010 wird derzeit noch angeboten. jhe

Das ist Jürgen Herdin in Reutlinger Nachrichten vom 16. April 2010 (H.B.)