Jetzt geht’s aber los!

Da schreibt mir doch immer wieder ein anderer unter immer neuen Namen, ich solle meine Krankenkassentarife vergleichen. Abgesehen davon, dass der arme Mensch ganz große Rechtschreibprobleme hat. Bisher hatte ich deshalb noch den Rest von Mitgefühl dafür aufgebracht, dass manche eben gezwungen sind, ihren Lebensunterhalt auf  „verschiedene“ Art und Weise zu verdienen. Aber die letzte Mail schlägt dann doch dem Fass den Zacken aus der Krone: Er titelt mich „Penner“ und kommt auch noch durch damit. Es folgen 11 (in Worten: elf) Seiten unverständlicher Buchstabenansammlungen. Also Obacht vor LEONARD SEIDEL, oder wie er morgen heißen mag!:

Von: Leonard Seidel [mailto:kqzxmaalh@yahoo.com]
Gesendet: Freitag, 15. Juli 2011 09:13
An: j.penner@t-online.de
Betreff: Neuer Tarif

Hundehaltung

Pfullingen. Amtliche Bekanntmachung vom 11.06.2011

„Beim Ordnungsamt gehen immer wieder Klagen darüber ein, dass Hunde nicht ordnungsgemäß gehalten werden. Betroffen sind Nichthundehalter oder andere Hundehalter, die mit ihrem Vierbeiner ebenfalls Gassi gehen. Anstoß wird genommen an ständigem Kläffen, an verschmutzten Gehwegen, Rasen und Straßen. Das Anspringen oder das Beißen von Mitmenschen und sogar anderer Hunde bis zu Verkehrsgefährdungen sind die typischen Beschwerden. (…)“

Pfullinger Stadtführung 3

Einen weiteren Schritt zur führenden touristischen Metropole im Landkreis Reutlingen hat nun der ehrenamtliche „Kompetenzkreis Ehrenamt“ mit seinem Konzept „Brennnesseltherapiebänke“ vorgelegt. Die in letzter Zeit stark wachsende Brennesseltherapie hat Angehörige medizinisch-therapeutischer Berufe mit solchen aus dem landschaftspflegerischen Bereich zusammengeführt. Entlang der Echaz (Ärztehaus gegenüber der App-Halle) wurden erste Therapiebänke ihrer Bestimmung übergeben. Ohne Praxisgebühr können therapiewillige Bürger die Bänke benutzen, die, so raten Fachleute, ohne Bekleidung „besetzt“ werden sollten. Aus Hygienegründen und um nicht wegen Erregung öffentlichen Ärgers belangt zu werden, sollten sich(t)verhüllende, blickdichte Decken (schwäbisch: Debbich) benutzt werden. Ein finanzieller Nutzen für die Stadt sei außerdem, kommentiert ein teilnehmender Landschaftsarchitekt,  die Pflegeleichtigkeit der Bänke: „Einfach drumrum mähen!“ (vorne rechts zum Größenvergleich eine Zigarettenschachtel)

Selbst

Zeichnung: V. Onmir, Rabenkalenderrückseite 7.7.2011

Im Schwäbischen heißt das „selber“. Eine Alternative, die vergessenen Blumen an der Tankstelle (wer sagt denn das heute noch?) zu kaufen, ist die inzwischen bekannte Möglichkeit, den Zusatzverdienst eines Landwirts durch dessen Selbstbedienungsangebot, den Strauß selbst zu ernten, zu erhöhen. So einem üppigen Strauß Gladiolen nimmt der oder die Beschenkte den fehlenden gestalterischen Feinschliff dann auch nicht übel. Pfiffige Bauern oder Gärtner nutzen die sattsam eingeführte Selbstbedienungsmentalität (mit den Supermärkten wurde der „servicefreundliche“ kleine Laden zu Grabe getragen. Hier wurde man noch bedient. Tankstellen, Banken und Politiker folgten…) dann zu immer mehr Angeboten. Doch Obacht, eine Reihe von Trickbetrügern und Trittbrettfahrern verunsichert in zunehmendem Maß den schnittwilligen Verbraucher. Da gilt es die Augen offen zu halten und gegebenenfalls ein lockendes Angebot lieber noch einmal zu überdenken und, wenn’s auch schwer fällt, ein Schnäppchen schnappen zu lassen.

Zeichnung: V. Onmir, Rabenkalenderrückseite 8.7.2011

Zeichnung: V. Onmir, Rabenkalenderrückseite 9.7.2011

Ein alter schwäbischer Fluch…

… heißt: „Ja, dich soll doch dr Blitz beim Sch….. von dr Brill‘ fäga!“ Nein, eben dieses ist nicht passiert, aber es hat mich dennoch erwischt. Nicht so mit Wasser auf dem Schreibtisch, sondern eher sauber: ’sauber erwischt‘ sagt man ja. Der Blitz ist in meinen Anschluss gefahren und ich bin immer noch bei den Aufräumarbeiten. Die Telefonie machte den Abgang und ich spreche auf Fragen eines Telefoncomputers, werde korrigiert und lande bei jeder Nachfrage bei anderen Mitarbeitern, denen ich dann die Geschichte und mein Anliegen jeweils aufs Neue erzähle. So neu und originell ist das nun auch wieder nicht, Karl Valentin hat mit seinem „Buchbinder Wanninger“ schon den nicht mehr zu toppenden am-Telefon-Herumgereichten beschrieben. Ich nutze den Service der Beschwerde-Hotline und rege mich beim zuständigen Zuhörer auf. Warum kann ich nicht immer die gleiche Person sprechen, die schon Bescheid weiß – regional organisiert wäre dies nicht nur wünschenswert, sondern auch praktikabel. Der Versuch meines Gesprächspartners, mir ihr System als nicht mehr verbesserungsmöglich zu verkaufen, macht mich nicht hoffnungsfroher, aber ich habe meinen Hals geleert. Mal sehen wie die Sache weiter geht.