Grafeneck 10654

Ein Projekt des Künstlers Jochen Meyder im Dokumentationszentrum Grafeneck aus dem Jahr 2016 ist inzwischen beträchtlich gewachsen, sodass, wie beabsichtigt, der Raum durch die fensterseitig angebrachte Installation deutlich verdunkelte. Grafeneck auf der wunderschönen Schwäbischen Alb erinnert mich an einen Besuch im KZ Natzweiler im Elsass, wo die Nazi-Tötungseinrichtung ebenfalls in liebliche Umgebung eingebettet war. Und wir gehen nach dem Besuch der Ausstellung hinaus in die Idylle und begegnen den Gestütsangestellten, die ihre Pferde bewegen(d).

Fotocollage V. Onmir, Rabenkalenderrückseite 27.1. 2018

 

 

Gedenkstätte Grafeneck 10654

Am 6. Dezember wurde im Dokumentationszentrum in Grafeneck Jochen Meyders Erinnerungs-Kunstprojekt 10654 eröffnet. Was am Ende der 70er Jahre unvorstellbar war, wurde mit dem Bau des Dokumentationszentrums Wirklichkeit: Wissenschaftliche Erinnerungskultur, die nun erstmalig ein Kunstprojekt einbezieht.

Eine Einzelfigur. Die Figuren dürfen in die Hand genommen werden.

Eine Einzelfigur. Die Figuren dürfen in die Hand genommen werden.

 

Blick von außen in den Ausstellungsraum

Blick von außen in den Ausstellungsraum

 

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Jochen Meyder

Jochen Meyder

 

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Im Anschluss gab es ein Konzert mit Werken von Thomas Fortmann, C.P.E. Bach/arr., Carlo Alessandro Lapegna und Helmut Lipsky. Helmut Lipsky Violine, Carlo Alessandro Lapegna: Piano, Federico Poli: Perkussionen.

Die Ausstellung ist täglich geöffnet von 9.00 Uhr bis 18.00 Uhrn

Denkmal der GRAUEN BUSSE

Für mich ist das Wanderdenkmal der GRAUEN BUSSE das eindrücklichste Denkmal zur Zeit des Nationalsozialismus überhaupt. Zuerst las ich im Jahr 2007 davon. Ein GRAUER BUS war in Erinnerung an die grauen Busse, die 1940 und 1941 fast 11 000 Menschen nach Grafeneck brachten, wo sie auf Geheiß der Nazis ermordet wurden, in die Toreinfahrt der ehemaligen Heilanstalt Ravensburg-Weißenau platziert worden, wo er dauerhaft die Ausfahrt versperrt. Ein zweiter Bus wurde auf die Reise durch die Republik geschickt, um an Orten zu erinnern, von wo Kranke und Behinderte in den Tod geschickt wurden. Beispielsweise auch am Ort der Schreibtischtäter in der Tiergartenstraße 4 in Berlin, nach der die Mordaktion als „Aktion T4“ verklausuliert worden war. Es hat sich in der Aufarbeitung viel getan: Heute werden die Täter beim Namen genannt, nicht zuletzt aufgrund der wertvollen Arbeit des Dokumentationszentrums in Grafeneck , wohin auch Familien kommen, um sich über die Geschichte umgebrachter Angehöriger zu informieren. Sehr anrührend bei der Veranstaltung waren Schülerbeiträge, die sich im Unterricht mit Fragen der Freiheit, der Ausgrenzung und Toleranz beschäftigt hatten. Auch das Zentrum für Psychatrie (zfp) Zwiefalten hatte sich ausführlich mit seiner zweihundertjährigen Geschichte, insbesondere mit den dunklen Kapiteln befasst und zeigt dazu eine Ausstellung.

Inschrift: Wohin bringt ihr uns? 1940/1941

Musik vom Campingorchester, Wolfram Karrer und Michael Stoll

Die Künstler Horst Hoheisel (li.) und Andreas Knitz

Zeichnung: V. Onmir, Rabenkalenderrückseite 19.4.2012

 

Spur der Erinnerung – Grafeneck

P1010873.jpg2.0MBHerbstliches Wetter mit Regenschauern. Das Wetter passt. Die Teilnehmer der Auftaktveranstaltung „Spur der Erinnerung“ am Ort des Geschehens spüren Kälte, Kälte mit denen die Nazis im Jahre 1940  10654 Menschen ermordeten, die sie als ‚lebensunwert‘ bezeichneten. Über drei Tage wird nun zur Erinnerung eine lilafarbene Spur auf dem Weg vom Tatort Grafeneck zum Ort der Schreibtischtäter, der Gestapo Zentrale im ehemaligen Hotel Silber, heute Inneministerium, in Stuttgart gezogen. Erinnerung an eine Zeit vor meiner Zeit, die uns doch trotzdem sehr prägte. Erinnerung an den Besuch, den ich in den 80er-Jahren mit einer Schulklasse hierher machte, um Geschichte ‚vor Ort‘ zu vermitteln. In einer Zeit, als die kirchliche Einrichtung erst zaghaft begann, sich mit der jüngsten Vergangenheit auseinander zu setzen. Mut macht die Tatsache, dass sich viele Schüler mit Grafeneck beschäftigten und sehenswerte Mahnmale schufen und Anrührendes zur Gedenkfeier beitrugen. IMG_6398.jpg2.0MBIMG_6410.jpg2.0MB(Bild links: „Seelenbretter“, rechts Schablone mit Thema) Foto oben: Otto Keppeler (H.B.)