2009 „Ein Jahr in sechs Stunden“ – Heute!

Geöffnet 15 – 21 Uhr. Ich freue mich auf Ihren Besuch. (H.B.) EinText zur Ausstellung:

Rabenkalender

oder

Neues Leben auf der Schattenseite

Ein Rabenkalender bedeutete einem Apothekenkalender, er sei sich sicher, dass es ein Leben nach dem Tod gibt, er also nicht den Weg ins Altpapier gehen müsse. Der Apothekenkalender (12-seitig plus Deckblatt und Rückkarton), eher naturwissenschaftlich als religiös orientiert, war schon im Begriff, ein paar ironische Bemerkungen zu machen, als der Rabenkalender nachlegte, er habe durch den täglichen Abriss auch täglich den Tode vor  Augen, im Gegensatz zu ihm, dem Apothekenkalender, dem nur ein einziger Abriss im Monat drohte. Danach aber werde seine Rückseite, fuhr der Rabenkalender fort, die wundervoll leere (und damit drückte er dem Apothekenkalender bereits zum zweiten Mal eine rein), Raum für eine Zeichnung. Wusste er doch, dass die Apothekenkalenderrückansicht mit Werbung für Seniorenprodukte belegt, und somit kein Platz für Kreatives vorhanden war. Am Ende des Jahres sei er dann, der Rabenkalender weiter,  wieder vollständig und befinde sich in einem neuen Leben, dem Leben auf der vermeintlichen Schattenseite: Er hatte den Tod auf den Kopf gestellt, die Backstage wurde zur Stage, mit ihm als Schauspieler in einem Stück philosophischen Inhalts. Indes, der Apothekenkalender war frustriert und in Gedanken schon beim nächsten Abriss. Und da reißt die Geschichte ab. (April 2010 H.B.)