Es ist der Hammer!

Vor Kurzem erhielt ich Post von der Südwestpresse, in der mir mitgeteilt wurde, dass ich am 27. März zum letzten Mal die SONNTAG AKTUELL bekommen würde. Der Absender, Herr Scherf-Clavel vom Metzinger-Uracher Volksblatt, schreibt: „Von der Entscheidung der Stuttgarter Herausgeber, die Sonntag Aktuell aus wirtschaftlichen Gründen einzustellen, sind auch wir betroffen.“ Abgesehen davon, dass ich die Sonntagszeitung zu Zeiten zugestellt bekam, die dem Austräger ein geruhsames Ausschlafen ermöglichten, war die Qualität über die Jahre immer mehr gesunken und sie war zu einem Reise- und Werbemagazin mit Rest-interessanten Einsprengseln  verkommen, sodass ich sie nicht sehr vermissen werde. Dabei war man angetreten, zu Anfang mit Erfolg, der Springerpresse mit WamS und BamS Paroli zu bieten. Nicht, dass ich BamS gelesen hätte (auch nicht wegen des Sports und auch nicht im Urlaub!!!), aber es war schön, auch am Sonntag eine seriöse Zeitung lesen zu können, die vielfältig war und unter anderem im Kulturteil ausführlich über Kunst, Kleinkunst und Musik berichtete. Diese Zeiten sind schon lange Geschichte. Dass aber nun der bedauernde Mensch aus der Geschäftsleitung des Metzinger-Uracher Volksblattes und Reutlinger Nachrichten mir alternativ das Angebot macht, vier Mal gratis Bild am Sonntag oder Welt am Sonntag (beide Springer!) zu testen, schlägt wirklich dem Fass den Zacken aus der Krone. Wo sind wir denn da kulturhistorisch gelandet? Das ist doch eine journalistische Bankrotterklärung! Obwohl, nach der Entwicklung der sogenannten seriösen Presse in den letzten Jahren, zu der ich die Südwestpresse bisher zählte,  darf dieser Schritt eigentlich nicht verwundern. Die Fotos („Bilder“) werden immer größer und ersetzen Text. Dazu kommt, dass die Berichterstattung über Boulevard-Themen wie „Dschungelcamp“ immer umfangreicher wurden und die Berichterstattung über die Flugzeugkatastrophe vor einem Jahr in den Alpen sich auf Seite 1 optisch nicht mehr vom Erscheinungs-„bild“ der Zeitung mit den vier Buchstaben unterschied. Ich denke nicht, dass Anbiederung an die Boulevardpresse der richtige Weg ist, dem Abonnentenverlust zu begegnen. Qualitätsabbau ist noch nie der richtige Weg gewesen.

Ein Gedanke zu „Es ist der Hammer!

  1. Dieser Anbiederungs- und Klick-journalismus (im Internet), der hat längst nicht mehr die Information, bzw. den Nutzen des Lesers, der Zuhörer, oder Zuschauer als wichtigstes Anliegen, er hat es statt dessen auf Masse und Kasse abgesehen.
    Matthias Richling hat es sprachlich auf den Punkt gebracht: „Einfaltsquote“.
    Wenn aber der Nutzen für den Kunden sinkt, braucht man sich nicht wundern, wenn auch die Auflage sinkt.
    Wenn man dann noch zusätzlichen Aufwand für verschiedene Verbreitungswege treibt (Internet, facebook, twitter usw.), dann senkt das die Gewinnspanne ebenfalls.
    Wenn aber die Qualität des Angebotes, der Preis und der Nutzen für den Endverbraucher nicht zusammenpassen, dann führt das zwangsläufig zu sinkenden Auflagen. Dass es auch andere Gründe gibt, die eine Rolle spielen, sei nur der Vollständigkeit halber erwähnt.

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