Klein-Kunst „AnSTIFTung“

H. Bachschuster: Klein-Kunst Charlie Hebdo oder AnSTIFTung. Januar 2015

Unter dem Eindruck des Mordes an Karikaturisten von CHARLIE HEBDO und Anderen ist diese Klein-Kunst entstanden. Die Faust, zusammengesetzt aus Buntstiftstummeln, die ich schon vor langer Zeit gesammelt hatte und die nun durch traurige Aktualität wieder ans Licht kamen. Früher galt die geballte Faust ausschließlich als linke Symbolik. Nun wird sie von vielen, nicht immer besonders mutigen Zeitungen, als Symbol der Pressefreiheit bemüht. Auch gut! Der Griff eines Pinsels veranschaulicht die Solidarität der Maler und Plakatkleber, die zum Kreis der Ver-Mittler der Produkte gehören. Dies birgt etwas Subversives. Durchbohrende Stifte symbolisieren das Durchdringen von Geschehnissen mittels des Journalismus und der zeichnerischen Form, der Karikatur. Draht steht für Engstirnigkeit, Einschränkung und Verbote, die Federn – auch gerupft – für das sich davon Befreiende.

Danke an die Kommentatoren …

…. zur Diskussion „Was darf Satire?“ Entscheidend ist ja nicht, dass Tucholsky da ein „Machtwort“ gesprochen hat. Es geht nicht darum, Argumente zu be- oder widerlegen, indem man sich auf „Propheten“ beruft. U. weist auf Beiträge von Frédéric Valin hin, der deutlich macht, dass es grundsätzlich um gesellschaftspolitische Themen geht, die Satire zum Teil böswillig, damit aber auch mutwillig (mit dem Willen zum Mut!) aufgreift. Ich finde es großartig, dass wir uns über gesellschaftlichen Widersprüche und Widerstandsthemen und ihre Umsetzung in Wort, Bild und Sprache auseinandersetzen und damit dokumentieren, uns nicht mit dem „ganzen Elend“ abzufinden! Das ist sicherlich von Zeit zu Zeit notwendig, denn die Gewöhnung an Unrecht macht vor Keinem von uns Halt – auch wenn es unbegreiflich traurig ist, dass immer „erst etwas passieren muss“. Selbst zum Zeitpunkt des Erfassens der Fassungslosigkeit geschieht schon wieder Ungeheuerliches, wenn man der Inszenierung der „Demonstration“ der Staatsoberhäupter Glauben schenken darf. Ermutigend dagegen die vielen Karikaturen und Solidarisierungskampagnen, die natürlich in ihrer Aussagekraft und Treffsicherheit diskutierbar sind.

Gespannt sein darf man auf das neue Heft von CHARLIE HEBDO, das in einer Auflage von 3 Millionen und in 16 Sprachen erscheinen soll. Unter anderem geht es, laut dem Anwalt des Magazin, Richard Malka, auch um „das Recht auf Blasphemie“, das der Slogan „Je suis Charlie“ beinhalte. Und damit wäre ich wieder beim Thema „Was darf Satire“? Ich muss nicht selbst blasphemisch sein, kann es aber durchaus begrüßen, wenn sich jemand in dieser Weise äußert, um Missstände anzuprangern. Und da  sind wir hierzulande noch kilometerweise von einer Satireakzeptanz entfernt – soweit ich weiß auch rechtlich.

Klamauk, Humor ….

…. viele Gespräche – KNOBA SÖRWISS live auf dem gemeinsamen  Stand mit Dortes Marzipanstudio. Wo? Auf der Hochzeitsmesse Trau Dich in Stuttgart. Und doch schwang im Hintergrund immer der Anschlag auf CHARLIE HEBDO. Nun sind wir alle Charlies, Flics, Jewishs und täglich werden es mehr. Es bleibt zu hoffen, dass sich die „Premium-Demonstrantinnen und -demonstranten“ morgen noch – zurück in ihren Ländern – an diese Symbolbilder erinnern und dem medienwirksamen Kampf für freie Meinungsäußerung und Änderung der sozialen Bedingungen auch Taten folgen lassen. Ob der Stift am Revers als Symbol erkannt wurde, bleibt dahingestellt, einen Versuch war es wert.