„Sounds Scots to me“,…

…. stöhnt der Robert-Redford-Verschnitt, in den sich Chrischdine,  eine der Häberle-Schwestern verguckt. Er meint damit das Schwäbische. Ich war heute Abend im Reutlinger CINEPLEX, das früher schlicht PLANIE hieß und habe ich köstlich amüsiert. Claudia Reicherter schrieb in den Reutlinger Nachrichten vom 23.8.2012:  „Deftig, teilweise derb, des öfteres pietätlos,  humorvoll bis gallig geht es in dieser an Markus H. Rosenmüllers „Wer früher stirbt ist länger tot“ erinnernde Dorfmär weiter.“ Der Filmvergleich ist unpassend, meint aber, „Die Kirche bleibt im Dorf“ habe Niveau. Finde ich auch. Und das Beste, die Schauspieler schwätzen wirklich schwäbisch, ja, kein Kunstschwäbisch wie im zum Glück abgesetzten „Bienzle“. Nein, auch Steck schwätzt „audendisch“. Ja, es ist Klaumauk, Volkstheater, Bulldogtreffen – warum nicht. Dass größere oder kleinere Teile (wen juckt’s?!) im Badischen gedreht wurden, fällt sowieso nur Landeskundlern auf. Der SWR springt als Mitproduzent über seinen Schatten und traut sich aus dem Wohnzimmer der Mäulesmühle auf die Diele hinaus und sollte nun nur noch den Schritt hinaus ins Ländle machen und endlich die „hausgemachten Preziosen“ präsentieren, die es vielfältig gibt. Ich wiederhole mich gerne: Nur zwei: Ernst Mantel und Helge Thun mit seiner Comedy Stube gehört endlich ein würdiges Format!  Aber da herrscht noch Muffensausen bei besagtem Sender, der sich am liebsten mit der Ein-Herz-für Senioren-Tour-de-Ländle präsentiert. Zurück zum Film, er hat eine Frische, nimmt in gekonnter Weise schwäbische Eigenheiten auf die Schippe, ohne zu „tümeln“ und überrascht mit der ungekünstelten Dialektfähigkeit von Schauspielerinnen (in der Hauptsache) und Schauspielern, denen ich das gar nicht zugetraut hatte. Ich wage die These, dass mit der Entsorgung der Oettinger, Mappus, Mayer-Vorfelder (schlechtes Beispiel: selbiger unkte sich wieder mit dem Hymnenzwang der Nationalspieler in die Medien) und Bienzles wieder Schwaben ins Rampenlicht gelangen, die den Witz (in vollem Umfang der Bedeutung) der schwäbischen Denkertradition auch durch Dialektgebrauch aufleben lassen. Deshalb widerspreche ich ganz entschieden dem Filmverriss von wog, der doch wohl hoffentlich nicht, nach etlichen Berlinjährchen, von der um sich greifenden Schwabenaversion infiziert wurde? Es gehört nun mal zum schwäbischen Naturell, zu tüfteln, zu schrauben, altes Gerät am Leben zu erhalten. Der Film soll sicher nicht die Gesellschaftskritik an mit LKW-großen Landmaschinen betriebenen Agrarfabriken sein. Was also soll die kleinliche Kritelei an der hohen Bulldogpräsenz in Kommentaren zu wogs Beitrag? Und wer den Film tatsächlich gesehen hat, wird erkennen können (weil nämlich Handys vorkommen und gegoogelt wird), dass die Handlung nicht „vor 50 Jahren“ spielt. Ich meinerseits empfehle dieses unterhaltsame Kinovergnügen, das man aber nicht an Kultfilmen messen sollte. Genial der Abspann, in dem die Hauptröller Wolle Kriwaneks „Reggae di uf, no sag mrs“ singen.