Wandertipp Hohenwittlingensteig

Grafensteige Bad Urach. Gewonnen haben die Kurstädter mit ihren Premiumwanderwegen und sind kurz darauf von einer „Wandererwelle“ überschwemmt worden. Tatsächlich lohnen sich alle fünf Wandervorschläge, man sollte sie allerdings möglichst nicht am Wochenende in Angriff nehmen. Die mir bisher am wenigsten bekannte Route, den Hohenwittlingensteig will vorstellen: Die Macher haben die Routenführung wohl überlegt, schon in der Wahl der Richtung: Sanft beginnend, um sich dann von Attraktion zu Attraktion – nicht nur höhenmetermäßig – zu steigern.

Man muss wahrscheinlich schon in ausgewiesenen Kletterführern nachsehen, um die Namen der Felsen zu finden, die oft in den Wanderkarten nicht zu finden sind. Da rührt wohl daher, dass die Alb lange Zeit kein Tourismusgebiet war. Ein interessantes Projekt wäre eine Namensgebung der Felsen, mit Hilfe der örtlichen Bevölkerung und historischer Quellen. Zwei Einstiege stehen zur Auswahl: Entweder ab Parkplatz an der Straße nach Seeburg, Abzweigung Wittlingen oder in Wittlingen selbst, am Parkplatz Hohenwittlingen. Letzter bietet den sanfteren Einstieg in die Tour, die mit 6,5 km und 422 Höhenmetern keine sonderliche Herausforderung darstellt und mit 2 Stunden Dauer angegeben wird. Wenn man sich allerdings Ausblicke und Einblicke ausführlicher genießen will, sollte man mehr Zeit einrechnen.

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Beginnen wir mit einem Rätsel:  Um welchen Gegenstand handelt es sich im Bild oben?  Als Hilfestellung zwei weitere Bilder:

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Auf dem weiteren Weg durch den Wald sieht man die Burgruine Baldeck, die von einem Felsen aus der Ferne nicht zu unterscheiden ist. Den Forstweg verlässt man dann nach rechts und betritt ein regelrechtes Felsenmeer mit Verstürzen, Höhlen, Trampelpfaden und Ösen im Stein, die zeigen, dass die Felsen zum Klettern genutzt werden. Allerdings mit Hinweisschildern auf Erlaubnis und Verbot.

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Felsskulptur, die an Figuren der Osterinseln erinnern.

Felsskulptur, die an Figuren der Osterinseln erinnert.

Auf schmalen Zickzackwegen gelangt man zum Buckfelsen, der nicht besonders gut beschildert ist und man deshalb raten muss, welcher der Aussichtspunkte eben dieser ist. Egal, die Sicht ins Tal ist an jeder Stelle fantastisch, auch wenn man sich manchmal mehr Mut beim Freischneiden von Sicht-Fenstern wünscht, zum Beispiel auf die Ruine Baldeck. Wer sich sich intensiver mit den Burgen der Alb beschäftigen will, dem sei die Reihe der Burgenführer von Günter Schmitt empfohlen.

Blick vom Buckfels in Richtung Seeburg. Auch hier wieder die Braunfärbung der Buchen deutlich erkennbar.

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Schon die Kelten verarbeiteten Eisen, gewonnen unter anderem aus Bohnerz. Ungewöhnlich, eine offen auf dem Fels zutage tretenden Eisenoxidschicht:

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Kurz vor dem Hohenwittlingen fallen zwei Stolleneingänge (?) am Wegrand auf, deren Bedeutung und Funktion leider nirgends erklärt wird. Gehörten sie zur Wasserversorgung der Burg Hohenwittlingen oder waren es möglicherweise geheime Fluchtgänge der Burg? Jedenfalls Stoff genug, um beim Wandern mit Kindern deren Fantasie zu beflügeln!

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Grandiose Aussicht vom Hohenwittlingen.

Grandiose Aussicht vom Hohenwittlingen.

…. und die Gewissheit, sich auch an dieser Stelle in sicherheitsüberwachter Zivilisation zu befinden: Absperrung, weil ein Stückchen Mauer eingebrochen ist:

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Eigentlich ist man, wenn man die Ruine Richtung Wittlingen verlässt, nur etwa 15 Gehminuten vom Ausgangspunkt, dem Parkplatz entfernt, aber jetzt gilt es erst einmal über die Zwischenstation Schillerhöhle (die Tulkahöhle in Weinlands Rulaman) etwa 100 Höhenmeter …

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… in die Wolfsschlucht abzusteigen, die mit Massen von Hirschzungenfarn, wilden Schluchtaufstiegen und Steinmanderln überrascht. Der „Umweg“ ist der Höhepunkt der Wanderung.

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Nach kurzer Zeit erreicht man dann den Ausgangspunkt wieder. Zur Wanderbegleitung können Apps herunter geladen werden oder die gute alte Wanderkarte Verwendung finden. Es gibt auch ein kostenloses Begleitheft für die Jackentasche bei der Kurverwaltung Bad Urach.