Spargel (mit Literatur)

Und jetzt noch ein passendes Gedicht von Jess Jochimsen, mit dessen freundlicher Genehmigung ich sein Gedicht hier veröffentliche. www.jessjochimsen.de Obwohl ich ja ein begeisterter Spargelesser bin und vor allem den grünen liebe, den es jetzt wieder direkt vom Erzeuger aus der Region gibt. (H.B.)

Spargel-Essen

Jedes Jahr um diese Zeit
gebietet es die Höflichkeit,
noch im fernsten Freundeskreise
eine jahrzeitliche Speise
zu verzehr´n gemeinschaftlich,
und das find´ ich fürcherlich.

Alle Wochenenden muß
man erscheinen zum Genuß
von glibbrig-länglichem Gemüse
aus bürgerlicherster Kombüse.
Menschen, die man fast vergaß
laden ein zum Spargel-Fraß.

Jene Gewächse, die die Polen
mit Müh´ aus Deutschlands Boden holen,
denn der gut´ Germane sticht
seine Feld-Frucht selber nicht.
Er braucht sie nur als Schicki-Speise
und das reichlich tonnenweise.

Denn Spargel gilt als delikat
dabei schmeckt er eher fad.
Dazu kommt die Quälerei
mit der Spargel-Schälerei
und natürlich grand Malaise
mit der Soße Hollandaise.

Jedoch ohne eben diese
Soße bleibt der Spargel miese.
An sich leckere Omlette
werden zerfetzt zu Kratzettette,
dazu wird Weißwein aufgedeckt,
damit man überhaupt was schmeckt.

Weiter verlangt die Etikette,
daß man beim Essen eine nette
Figur macht und nicht sabbert,
wenn man sein Gemüse knabbert.
Schneiden läßt sich Spargel nicht,
man tunkt die Hände ins Gericht.

Und dann lutscht man diese langen,
phallisch-süßen Faser-Stangen,
würgt sie runter, kleckert munter
auf das Hemd, die Hose und der
Spargel schmeckt nicht, sondern bleibt
verklumpt im Magen und er treibt

dich auf´s Klo, wo du dich gnädigst
deines Spargelsafts entledigst.
Und nun wabert im Urin
was vorher war nouvelle cuisine.
Oh welche Farbe, welch´ Gerüche –
das ist der Preis der eitlen Küche.