Tunnelblick oder Wenn ich meine Tarnkappe…

…aufsetze. Nach einer sehenswerten Ausstellung im Museum der Moderne auch dem Salzburger Mönchsberg JOHN CAGE UND BILDENDE KÜNSTLER – EINFLÜSSE, ANREGUNGEN…., die mir in bisher nicht gekannter Weise die Einflüsse auf einen Künstler und wiederum seine Einlüsse auf nachfolgende Künster erschließt (Bild & Ton), beschließe ich, noch einen Cappuccino auf der Terrasse mit dem garandiosen Salzburgblick zu trinken. Große Hektik unterm Personal (warum auch immer) wer, wo, zuständig oder nicht ist. Ein Kellner regt sich – und steht dabei sichtbar für alle wie auf der Bühne eine Amphitheaters – darüber auf, dass ein Kollege die Speisekarten nicht geordnet abgelegt hat. Das Personal wuselt: Es wird bedient, gebracht, abgeräumt, abkassiert. Nur ich auf den Rängen, am dritten, dem Mittelgang am weitest abgewandten Stehtisch, sitze da, warte und beobachte – unbehelligt. Alle laufen mit Tunnelblick hinaus und hinein. Ich muss eine Tarnkappe auf dem Kopf tragen und beschließe, mich nicht durch Rufen bemerkbar zu machen und entdecke dabei eine Ruhe in mir, die keinerlei Missstimmung aufkommen lässt. Das überrascht mich. Ich rauche eine halbe Toscano und verlasse, ohne einen Cappucciono getrunken zu haben, meinen Stehtischplatz mit seinem wundervollen Panoramablick, nicht ohne den Aschenbecher benutzt zu haben, im Bewusstsein, meine kostenlosen (aber unbezahlbaren) Salzburger Festspiele erlebt zu haben.

Zeichnung: V. Onmir, Rabenkalenderrückseite 30.7.2012