Schuhschachtelarchitektur…

… bestimmt immer mehr den öffentlichen Raum, dabei hat BAUHAUS bereits alles erfunden. Nun gut, man kann auch Aktuelles gut sehen, vermisst allerdings oft eine behutsame Einbettung in den städtebaulichen und landschaftlichen Kontext. Neu ist das Achalmhotel auf der, ja, Achalm bei Reutlingen. Auch hier war die Befürchtung, der grobe Klotz könne fremdkörpern. Tat er beim Bauen auch und verblüffte dennoch durch eine Formänderung, die durch die Balkonbrüstungen erreicht wurde. Aus der Schuhschachtel wurde ein abgerundetes, an ein Kreuzfahrtschiff erinnerndes Etwas, das sich farblich durchaus an den Berg anpasst, wenn man sich auch noch mehr Anschmiegsamkeit an den Reutlinger Hausberg gewünscht hätte.

Sogar ein alter Kastanienbaum dürfte stehbleiben und sorgt nun für angenehmen Schatten im Freiluftcafé.

Ein Gedanke zu „Schuhschachtelarchitektur…

  1. Dass Schuhschachtelarchitektur schaurig ist, keine Frage, aber das BAUHAUS hat, bei allen Verdiensten auch nicht alle Fragen beantwortet, oder alle Bau-Probleme gelöst.
    Weder hat das Bauhaus die selbstbelüftenden und klimatisierenden Häuser eines Frank Lloyd Wright erfunden, noch die Klimatisierung der Gebäude im alten Damaskus durch nasse Filzbahnen in Kaminen, noch die klimagerechte Bauweise der Chinesen (Wintersonne geht tief in den Raum hinein, Sommersonne endet auf der Terrasse vor dem eigentlichen Haus; Dachziegel so gewölbt, dass sie die eigentliche Decke beschatten und sie selbst durch Konvektion abkühlen), noch den energetisch hoch effizienten Schwarzwaldhof.
    Und manches, was das Bauhaus propagierte, ist problematisch, z.B. wenn das Dach keinen Überstand hat und die Fassade nass wird. Bei alten Bauten konnte man an Dachneigung und Überstand erkennen, wie viel es in der Gegend regnete und schneite. Das Gestühl des Schwarzwaldhofes gibt sogar unter Last etwas nach, ist also bedingt elastisch.
    Auch die Idee durch Serienbauteile die Kosten zu senken, führt im Extrem auf der anderen Seite zu optischer Langeweile auf Grund ständiger Wiederholungen z.B. Stadtbibliothek Stuttgart. Also bei allen Verdiensten des Bauhauses, sollte man auch seine Schwächen sehen. In der Weißenhofsiedlung ist jetzt im Bruckmannweg ein Experimentalhaus von Sobek erstellt worden, dass energetisch hoch effizient ist. Aber wenn man – wie dort gezeigt – den Elektrosmart mit in die Wohnräume hinein nimmt (eine Sichtschutzwand ist dazwischen), dann dürfte nach einer Fahrt durch Schnee und Eis der Wagen stundenlang auf den Holzboden tropfen.
    Also – und da kommen wir wieder auf die Schuhschachteln – das Wissen wäre da, aber niemand schützt uns davor, dass es nicht angewandt wird.

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