Gerade habe ich eine Appellanfrage …

… herereinbekommen, die ich NICHT unterschreiben werde. Es geht um die Praxis der Lobbyisten:

„Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin Merkel,
sehr geehrter Herr Vizekanzler Gabriel,
sehr geehrter Herr Innenminister de Maizière,

wieder einmal wechselt ein ehemaliges Regierungsmitglied in einen Lobbyjob. Gegen diese Praxis protestiere ich entschieden! Es darf nicht sein, dass sich Unternehmen wie die Deutsche Bahn oder Daimler mit hohen Gehältern Insiderkontakte in die Bundesregierung einkaufen.

Im Koalitionsvertrag haben Sie vereinbart, eine „angemessene Regel“ für Seitenwechsler anzustreben. Daher fordere ich Sie mit Nachdruck auf:

* Schaffen Sie eine gesetzliche Karenzzeit von drei Jahren. Ausscheidende Minister, Staatssekretäre und Abteilungsleiter der Ministerien dürfen in dieser Zeit nicht in Lobbytätigkeiten wechseln.

* Schieben Sie das Thema nicht auf die lange Bank. Setzen Sie Ihr Versprechen aus dem Koalitionsvertrag um und beginnen Sie jetzt mit den Beratungen über eine Karenzzeit.

Mit freundlichen Grüßen“

Ja, mich regt diese Seitenwechslerei genau so auf. Das ist ja in unserem Staats- und Wirtschaftssystem gang und gäbe. Aber was fordern wir denn mit diesem Appell? Macht das bitte erst nach drei Jahren, dann haben wir es alle vergessen, von wo nach wo der Wechsel erfolgt. Die Dreistigkeit, so kurzfristig und offen die Seiten zu wechseln, wird doch viel offensichtlicher, wenn das „zeitnah“ passiert. Es wäre doch der Anlass, generell den Einfluss von Monopolisten und Verbänden auf die Politik transparenter zu machen und Riegel vorzuschieben. Ich weiß, ich träume….

Was haben Franz Beckenbauer, Katharina Witt…

Boris Becker, Guido Westerwelle, Thomas Gottschalk, Heino und Oliver Kahn gemeinsam? Alle schleimen sich bei TASCHEN für und bei der „BILD“Zeitung an und ein. Jeder, so, wie er halt kann – Hauptsache in den Schlagzeilen. Traurig, dass sich Stefan Aust für das Machwerk hergab.  Schön war die Aktion mit den roten Umschlägen:

Besonders schön zudem eine Sendung von Deutschlandradio Kultur über einen Besuch Kai Diekmanns an der ZeppelinUniversity Friedrichshafen, der sich nach vielen kritischen Fragen mit dem Satz: „Es gibt in Deutschland noch kein Gesetz, das verpflichtet, die „Bild“-Zeitung zu lesen.“ höchstpersönlich das berühmte Armutszeugnis ausstellte.

60 Jahre Bild

Zeichnung: V. Onmir, Rabenkalenderrückseite 6.4.2012

CAMPACT zu BILD (Mail vom 22.6.2012)

„Lieber Helmut Bachschuster,

erst letzte Woche sickerte durch, dass die Axel-Springer-AG ihre Pläne zum 60. Jubiläum der Bild tatsächlich wahr macht: Diesen Samstag werden alle rund 41 Millionen Haushalte in Deutschland mit einer Bild-Jubiläumsausgabe „zwangsbeglückt“. Die Briefträger/innen der Deutschen Post mussten schließlich informiert werden – denn sie sollen morgen in jeden Briefkasten ein Exemplar des Blattes stecken.

Doch Ihr Briefkasten und über 235.000 weitere bleiben von Deutschlands meist gerügtem Presseerzeugnis verschont. Sie alle haben der Bild eine Absage erteilt und der ungefragten Zustellung widersprochen. Post bekommen Sie morgen trotzdem: Statt der Bild-Zeitung schickt der Verlag Ihnen einen großen, roten Umschlag. So können die Briefträger/innen erkennen, wer das Blatt bekommen soll und wer nicht.

Statt sich über den Umschlag zu ärgern, können Sie etwas mit ihm gewinnen: Schicken Sie uns Ihren original roten „Verweigerer-Umschlag“ frankiert und mit einem ausgefüllten Tombola-Los bis zum 2. Juli (Poststempel) zu! Unter allen Umschlägen, die bis dahin bei uns eingegangen sind, verlosen wir fünf Geschenk-Abonnements – von verschiedenen überregionalen Tageszeitungen, die im Gegensatz zur Bild für Qualitätsjournalismus stehen. Machen Sie mit bei unserer Umschlag-Tombola!

> Tombola-Los herunterladen, abschicken und Geschenk-Abo gewinnen!

(…)  > Mehr Infos zur Tombola…

> http://www.bild-tombola.de/

Einige Bild-Verweigerer/innen haben sich gefragt, ob unser vorformulierter Widerspruch nicht auch den roten Umschlag abdeckt und damit die Zusendung des Briefs unzulässig wäre. Nach Einschätzung unseres Anwalts umfasst der Widerspruch die Sendung jedoch nicht unbedingt. Im Widerspruch wird der Axel Springer AG zwar untersagt, die Bild-Zeitung „oder andere Erzeugnisse“ zuzustellen. Diese Formulierung kann jedoch so interpretiert werden, dass sich „andere Erzeugnisse“ nur auf Zeitungen und Zeitschriften bezieht, nicht aber auf andere Druckerzeugnisse.

Das Ziel der Kampagne, eine kritische Debatte über die Methoden der Bild-Berichterstattung anzustoßen, haben wir auf jeden Fall erreicht und dem Axel-Springer-Verlag damit gehörig die Suppe versalzen. Mit groß angelegten Werbekampagnen hat Bild in den vergangenen Jahren versucht, sich als seriöse und kritische „Zeitung“ zu präsentieren und sich so ein Stück weit(er) in die Mitte der Gesellschaft zu rücken. Doch dieses mühsam und mit viel Geld erkaufte Image bekommt durch kritische Berichterstattung deutliche Kratzer. Unsere Kampagne hat dazu ein gutes Stück beigetragen. Vielen Dank, dass Sie sich beteiligt haben!

> Lesen Sie mehr in unserem Blog…

> http://blog.campact.de/2012/06/recht-oder-nicht-recht/

> … und machen Sie mit bei der Umschlag-Tombola!

> http://www.bild-tombola.de/

Herzliche Grüße

Susanne Jacoby“