Ehrenamtsvampir

Zeichnung: V. Onmir, Rabenkalenderrückseite 22.5.2014

Der Ehrenamtsvampir tritt oft in der Person völlig unauffälliger städtischer Funktionsträger auf, genießt Ansehen in der Öffentlichkeit und heftet sich nicht selten Erfolge der ehrenamtlich Tätigen an die eigene Brust. Alle zwei Jahre teilt er Urkunden an Ehrenamtliche aus, was vorübergehend den Ausgesaugten etwas Stolzesröte ins Gesicht zaubert und somit über den Zustand hinwegtäuscht, dass jedes Jahr heimlich die Hüllen der blassen Ausgebeutelten entsorgt werden. Völlig verheimlicht wird die Tatsache, dass wesentlich mehr Menschen vom Saugout wie vom Burnout-Syndrom betroffen sind.

Um das Niveau weiter auf einem hohen zu halten..

Reutlinger Nachrichten/Südwestpresse

Um es vorweg zu beschreiben: Ich habe größten Respekt vor allen Rettungskräften, deren Hilfe unerlässlich ist und die sehr oft mit Situationen konfrontiert werden, die sie traumatisieren. Dazu kommt, dass ihr Einsatz meist ehrenamtlich geschieht. Gleichwohl weckt der Artikel bei mir die Angst, dass mich (und damit natürlich Millionen von Zeitungslesern) in Zukunft seitenweise Berichte beim Frühstück belasten werden, die mir kundtun, wann wer irgendwann einen amtlichen oder ehrenamtlichen Abschluss getätigt hat. Viel gewinnbringender für die Zeitungen (sie klagen doch immer!) wären Anzeigen, in denen Vereine, Institutionen, Organisationen und Parteien zum Jahrestag einer erbrachten Prüfung gratulieren, ähnlich wie in Todesanzeigen südlicher Länder, die beispielsweise an den 10. Todestag von XY erinnern.