Fließblätter

Ich liebe Fließblätter. Schon in der Schule hütete ich sie wie, ja, wie man halt Fließblätter hütet. Bei Nichthütern gingen sie schnell verloren oder fielen nur zu Boden, wo sie bisweilen mit einem Sohlenabdruck geschmückt, dem Papierkorb anheimfielen. Wenn man gerne mit Tinte oder Tusche schreibt, braucht man sie bis zum heutigen Tag. Nicht selten wurden sie auch als Notizzettel benutzt oder nahmen Kritzeleien auf. Ein Grundschulleher nannte sie „Löschblatt“. Wir Schüler rätselten im Geheimen darüber, was es denn da zu löschen gab – es brannte ja nichts. Ich muss sehr früh damit begonnen haben, die Fließblätter zu sammeln. Eines Tages werde ich ein Fließblattbuch herausgeben oder mit einem gigantischen Fließblatt die Documenta in Kassel aufsaugen.

Fließblatt, undatiert mit zwei Ausschnitten.