Die Aufforderung eines treuen Lesers, …

… die Alb zu genießen, habe ich postwendend (schönes Wort!) beherzigt und bin heute Morgen sofort auf die Alb gefahren. Hinter Kleinengstingen war die Straße vom nächlichen Schneefall vereist und auch der Wind hatte für einige Schneeverwehungen gesorgt. Der Schnee hatte sich jedoch, wie so oft, eher am Albrand abgesetzt.

Landschaft bei Ehestetten

ebenda

Märzenbecher

Märzenbecher im Überfluss im wunderbaren Wolfstal bei Lauterach, über das ich ja schon mehrfach berichtete.

Scharlachroter Kelchbecherling. In diesem Jahr mit besonders vielen Exemplaren zu bewundern.

Da der Becherling sich ausschließlich auf Totholz entwickelt, kann man ihn sogar umhertragen. Sollte ihn aber an seinen angestammten Platz zurücklegen. Es stimmt natürlich nicht, dass wir von der Gemeinde angestellt sind, morgens die Stöckchen mit den Pilzen auszulegen und abends wieder einzusammeln.

Wolfstal

Blick vom Hochberg (659 m) Richtung Kloster Obermarchtal. Rechts der Bussen.

 

 

 

Wolfstal Lautertal

 

V. Onmir, Rabenkalenderrückseite 16.3. 2022

Warum man die Märzenbecher an dieser Stelle einzäunen musste, erschließt sich dem Betrachter nicht. Oder wachsen die Märzenbecher hier ungefragt?

Scharlachroter oder zinnoberroter Kelchbecherling neben Märzenbechern

Der Kelchbecherling wächst ausschließlich auf Totholz.

Das Wolfstal-Blaumoos ist in Fachkreisen umstritten. V. Onmir traf mit der Benennung bei anderen Besuchern des Wolfstales auf Skepsis und Unverständnis.

Letzte Schnee- und Eisreste des Wolfstalgletschers (?)

Leberblümchen in der Nähe des Vogelhofes. Aktuell hier.

Im Lautertal stößt man auf Schritt und Tritt auf Biberspuren, ohne jedoch tagsüber einen zu Gesicht zu bekommen.

Lauterschleife zwischen Unterwilzingen und der Laufenmühle.

Kanal des Wasserkraftwerkes Laufenmühle.

Uff d’Alb nuff …

Im Pfaffental zwischen Wasserstetten und Dapfen an der Lauter blühen die Märzenbecher

und der Seidelbast

Warum der Specht inzwischen seine Nisthöhle ebenerdig errichtet, bleibt unerklärlich.

Die Hochsitze, so es sie noch gibt, zeigen sich mit eingebauten Sollbruchstellen …

… und nur noch sehr große Jäger schaffen den Aufstieg zur Abschussempore.

Wandertipp …

… auf die Lutherischen Berge. Wer kann, sollte den Ausflug auf einen Tag nach den Osterfeiertagen legen. Da ist dann meist weniger los.

Wandertafel und Standort Parkplatz

 

Märzenbecher, soweit das Auge reicht

Eisstalagtiten in Kätheres Kuche …

 

… und das Gegenstück, ein Stalagmit

 

Altes Hinweisschild auf eine Pilzrarität

 

Kelchbecherling

 

Mitte und unten: Blaustern (Scilla), links oben: Lungenkraut

 

Laune der Natur

 

Außer am Wochenende…

… ist derzeit ein Besuch der verschiedenen Märzenbechervorkommen auf der Alb (Pfaffental bei Gomadingen Dapfen), bei Bad Überkingen im Goisatäle oder im Wolfstal bei Lauterach zu empfehlen. Aber selbst am Wochenende verläuft sich der doch große Besucherandrang relativ schnell. Das Wolfstal, felsenreich und bemoost, voll von Höhlen, bietet aber nicht nur die Märzenbecherblüte, sondern eine weitere botanische Rarität, den scharlachroten Kelchbecherling, den man unter Blättern entdecken kann, oder man folgt den Trampelpfaden der Vor-Trampler.

Märzenbecher (Frühlings-Knotenblume)

 

Die Jäger werden immer älter und damit die Hochsitze immer niedriger

 

Blühendes Moos

Scharlachroter Kelchbecherling (Sarcoscypha coccinea)

... mal ganz klein...

... mal ziemlich groß...

Überraschungen über Überraschungen, wie beispielsweise das Vorkommen der pinkfarbenen Holzschlagflechte (Forstalis Barbiensis), die sonst nur im südlichen Taunus und vereinzelt bei Haberschlacht vorkommt (aber noch keinen Wikipedia-Eintrag vorweisen kann). Aber Obacht, die Märzenbecher sind teilweise schon am Verblühen, also hurtig aufgemacht!

Zeitreise

Erdbeben, Tsunami, Atomkatastrophe in Japan, Streit um die Zukunft der Atomkraft hier bei uns, militärisches Libyenabenteuer, Stuttgart 21 und die Landtagswahl. Dazu das Tagesgeschäft mit all seinen Facetten. Kopf voll. Auseinandersetzungen in Streitgesprächen. Fliehen hilft nicht, aber ein Ausreißer verhilft zu Abstand, der wiederum näheres Hinschauen unterstützt. Raus. Auf die Alb. Märzenbecher, hohler Lärchensporn in violett und Weiß, Huflattich und Anemonen an der mittelalterlichen Ruine des Hohengenkingen – nach schneereichem Winter, endlich Frühling.

Burgruine Hohengenkingen, Sonnenbühl, Kreis Reutlingen

Blick nach Süden Richtung Kalkstein

Küchenschelle am Kalkstein

Schottische Hochlandrinder

Und dann noch ein Fund mit Seltenheitswert in dieser Größe und Vollständigkeit. Ein circa 160 Millionen alter Amonit. Trotzdem dauerte die Rückreise in die Gegenwart nur fünfzehn Minuten. Aufgetankt. Weiter geht’s.