Entchen von Tharau

Wieder einer dieser Fälle von Geschichtsklitterung: Schwuppdiwupp wird aus dem Entchen ein Ännchen, das natürlich, wie kann es anders sein, eine Pfarrerstochter ist. Hier das Original:

Zeichnung: V. Onmir, Rabenkalenderrückseite 11.8.2013

Nach einer volkskundlichen Abbildung auf einem Bauernschrank in Enderweidschen per Kieselischken.

 

Pfullinger Stadtführung 4

Eines der Pfullinger Wahrzeichen ist der Schönbergturm mit seiner grandiosen Aussicht vom Schwarzwald bis zum Schwäbischen Wald. In der Zeit nach dem Bau 1906 soll man sogar noch den Säntis gesehen haben. Weit über die Landesgrenzen hinaus kennt man ihn meist besser als „Pfullinger Onderhos„.

Jetzt ist Urlaubs- und Ferienzeit – Zeit, gerade auch für zu Hause Gebliebene die nähere Umgebung zu erkunden. Begibt man sich zur Auffahrt, entdeckt man bei der Gärtnerei Hortense ein Schild, das darüber informiert, dass die Zufahrt wegen eines Bergrutsches gesperrt ist.

 

Ohne Zweifel keine einfache Baustelle! Die Rekonstruktion wurde im Gemeinderat beschlossen, doch es tut sich nichts. Während in den Nachbargemeinden Wege und Straßen wieder befahrbar sind, scheint man in Pfullingen erst einmal abzuwarten. Kein Hinweis auf der städtischen Homepage oder der des Schwäbischen Albvereins zur Straßensperrung oder der Versuch, Lösungen oder alternative Zufahrten in Aussicht zu stellen. Die Pächter des Turmkiosks müssen finanzielle Einbußen in Kauf nehmen, was von kommunaler Seite niemanden zu stören scheint. Touristische Absichten, nicht mehr als ein Lippenbekenntnis? Es gäbe alternative Anfahrtsmöglichkeiten und der Bürgerbus könnte am Wochende einen Shuttledienst einrichten. Der bisherige Zustand: Ein Ärgernis! (Pfullinger Stadtführung 3 hier)

 

„Es war nicht alles schlecht…“

Wie oft durften wir uns diesen Satz von Altvorderen über die Zeit des Nationalsozialismus als Geschichtserklärungen oder -entschuldigungen anhören. Auch Bürger der DDR haben diese Formulierung gerne gebraucht. Nur die Nachkriegsgeneration der Bundesrepublik blieb außen vor, hatte bisher kaum Gelegenheit, mit diesem Merksatz Veteranentum zu pflegen. Doch wenn du denkst, es geht nichts mehr, kommt von irgendwo – wie es so schön in einer Volksweisheit heißt – ein Lichtlein her: Es war nicht alles schlecht, was die NSA und die angeschlossenen Geheimdienste auf den Weg gebracht haben, nein, es gibt (wie übrigens so oft dank militärischer Forschung, ich erinnere nur an das Internet itself!) Errungenschaften, die man doch (aber wirklich!) gerne annimmt. So kann ich mit der neuen Babyphone-App mein Kind abhören und im Anschluss alle Lautäußerungen des kleinen Erdenbürgers gleich in Facebook posten. Es ist nur pädagogisch wertvoll, Kindern gleich von Geburt an die Sicherheit, die Herr Friedrich als höchstes Menschenrecht sieht, sanft angedeihen zu lassen und bewirkt, dass dieser Generation das böse Wort „bespitzeln“ nicht mehr geläufig sein wird.

20 Jahre KNOBA SÖRWISS

Zeichnung: V. Onmir, Rabenkalenderrückseite 7.8.2013

 

 Wie alles begann…

Nach einer Zusammenarbeit mit Matthias Knodel und Ralf Krathwohl für Horten: „Die Frühlinge kommen“, als Walkact mit Hochstelzen und lebender Marionette, machte ich Matthias den Vorschlag eine freie Produktion zu entwickeln. Ich dachte dabei an Kellner, nachdem ich auf einem Stadtlauf in Pfullingen bereits erste Erfahrungen gesammelt hatte. Matthias’ Glockenarmband stammt noch von diesem ersten Versuch. Vorstellen konnte ich mir als Prämierenauftrittsort das Waldcafé. Meine ersten Aufschriebe datieren vom 7. April des Jahres 1993 und beinhalten Ideen: Latz umbinden (halbes Tischtuch), halbes Pils, Würmchen im Getränk (mit den Fingern entfernen), besonders langsam arbeiten, hinsetzen zur Bestellungsaufnahme, Mund abputzen, Zahnbürste bringen, Krawattensitz prüfen, wegen der Gefahr des Eintunkens in die Suppe, evtl. mit Wäscheklammer „sichern“, Essen falsch servieren, laufend beladen durch die Gäste „rauschen“, ausruhen, die Kellner zanken sich, zur Verkürzung der Wartezeit Mensch-ärgere-dich-nicht servieren,  ein Kellner setzt sich immer mit an den Tisch, hört aufmerksam zu, lächelt und wird wieder abgeholt,  Slapsticks mit dem Kellnertuch, Tischmusik, Tische abputzen… Sogar an eine Verbindung mit der ‚lebenden Puppe’ war noch in der Überlegung. Ebenso, wie man mit den Bereichen Kasse, Bestellung, Bezahlung, servieren, abtragen, Reklamation und Bankkarte umzugehen habe. Wie sollten wir uns verkleiden? Mit Brille und Schnurrbart? Auf jeden Fall wollten wir die Kellnerberufsbekleidung bei Bader in Reutlingen kaufen.

Zwischenzeitlich war die Idee entstanden, das Feldkircher Gauklerfestival für eine Aktion im Rahmen von „versteckter Kamera“ zu nutzen, die damals von Harald Schmidt moderiert wurde.  Cola light hatte sich zu dieser Zeit zu Cola clear entwickelt. Mit einem original Colastand wollten wir die Geschichte dorthingehend zuspitzen, den Passanten das ultimative Cola anzubieten, das jetzt nicht mehr wie Cola aussieht (clear), sondern sogar nicht mehr wie Cola schmeckt. Über einen Coca Cola-Mitarbeiter sollten die äußeren Voraussetzungen geschaffen werden. Es fanden Gespräche statt, Entscheidungen wurden immer wieder verschoben, aber letztendlich bekam dann die Firma kalte Füße und sagte am 23. Juni ab, da die Sache im Ausland stattfinden sollte und es sich dabei um anderes Konzessionsgebiet handelte.

Wir disponierten um und beschlossen, als Kellner nach Feldkirch zu gehen. Während ich am 6. 8. noch als lebende und zeichnende Puppe agierte, spielten wir am 7. August 1993 zum ersten Mal die Kellner. Der Name KNOBA SÖRWISS (KNO von Knodel, BA von Bachschuster, SÖRWISS wie man’s spricht) entstand erst später. Einen großen Servierwagen hatten wir samt Cloche vom Waldcafé ausgeliehen, um die Jonglierrequisiten auf unserem Weg durch die Stadt und ihre Lokale unterbringen zu können. An Kleinrequisiten  war bis auf die „Milchkuh“ noch wenig vorhanden. Es ging auch in erster Linie darum, unsere Rollen zu finden. Während ich meine von Beginn an ohne gesprochene Sprache definiert hatte, experimentierte Matthias noch sprachlich: Dialekt? Italiener? Auch vom Aussehen her waren bei mir Frisur und dreieckige Augenbrauen bereits von Beginn an „fertig“, der charakteristische Schnurrbart, Brille und Frisur kamen bei Matthias erst später hinzu. (Forts. folgt)