20 Jahre KNOBA SÖRWISS

Zeichnung: V. Onmir, Rabenkalenderrückseite 7.8.2013

 

 Wie alles begann…

Nach einer Zusammenarbeit mit Matthias Knodel und Ralf Krathwohl für Horten: „Die Frühlinge kommen“, als Walkact mit Hochstelzen und lebender Marionette, machte ich Matthias den Vorschlag eine freie Produktion zu entwickeln. Ich dachte dabei an Kellner, nachdem ich auf einem Stadtlauf in Pfullingen bereits erste Erfahrungen gesammelt hatte. Matthias’ Glockenarmband stammt noch von diesem ersten Versuch. Vorstellen konnte ich mir als Prämierenauftrittsort das Waldcafé. Meine ersten Aufschriebe datieren vom 7. April des Jahres 1993 und beinhalten Ideen: Latz umbinden (halbes Tischtuch), halbes Pils, Würmchen im Getränk (mit den Fingern entfernen), besonders langsam arbeiten, hinsetzen zur Bestellungsaufnahme, Mund abputzen, Zahnbürste bringen, Krawattensitz prüfen, wegen der Gefahr des Eintunkens in die Suppe, evtl. mit Wäscheklammer „sichern“, Essen falsch servieren, laufend beladen durch die Gäste „rauschen“, ausruhen, die Kellner zanken sich, zur Verkürzung der Wartezeit Mensch-ärgere-dich-nicht servieren,  ein Kellner setzt sich immer mit an den Tisch, hört aufmerksam zu, lächelt und wird wieder abgeholt,  Slapsticks mit dem Kellnertuch, Tischmusik, Tische abputzen… Sogar an eine Verbindung mit der ‚lebenden Puppe’ war noch in der Überlegung. Ebenso, wie man mit den Bereichen Kasse, Bestellung, Bezahlung, servieren, abtragen, Reklamation und Bankkarte umzugehen habe. Wie sollten wir uns verkleiden? Mit Brille und Schnurrbart? Auf jeden Fall wollten wir die Kellnerberufsbekleidung bei Bader in Reutlingen kaufen.

Zwischenzeitlich war die Idee entstanden, das Feldkircher Gauklerfestival für eine Aktion im Rahmen von „versteckter Kamera“ zu nutzen, die damals von Harald Schmidt moderiert wurde.  Cola light hatte sich zu dieser Zeit zu Cola clear entwickelt. Mit einem original Colastand wollten wir die Geschichte dorthingehend zuspitzen, den Passanten das ultimative Cola anzubieten, das jetzt nicht mehr wie Cola aussieht (clear), sondern sogar nicht mehr wie Cola schmeckt. Über einen Coca Cola-Mitarbeiter sollten die äußeren Voraussetzungen geschaffen werden. Es fanden Gespräche statt, Entscheidungen wurden immer wieder verschoben, aber letztendlich bekam dann die Firma kalte Füße und sagte am 23. Juni ab, da die Sache im Ausland stattfinden sollte und es sich dabei um anderes Konzessionsgebiet handelte.

Wir disponierten um und beschlossen, als Kellner nach Feldkirch zu gehen. Während ich am 6. 8. noch als lebende und zeichnende Puppe agierte, spielten wir am 7. August 1993 zum ersten Mal die Kellner. Der Name KNOBA SÖRWISS (KNO von Knodel, BA von Bachschuster, SÖRWISS wie man’s spricht) entstand erst später. Einen großen Servierwagen hatten wir samt Cloche vom Waldcafé ausgeliehen, um die Jonglierrequisiten auf unserem Weg durch die Stadt und ihre Lokale unterbringen zu können. An Kleinrequisiten  war bis auf die „Milchkuh“ noch wenig vorhanden. Es ging auch in erster Linie darum, unsere Rollen zu finden. Während ich meine von Beginn an ohne gesprochene Sprache definiert hatte, experimentierte Matthias noch sprachlich: Dialekt? Italiener? Auch vom Aussehen her waren bei mir Frisur und dreieckige Augenbrauen bereits von Beginn an „fertig“, der charakteristische Schnurrbart, Brille und Frisur kamen bei Matthias erst später hinzu. (Forts. folgt)