Schlagwort-Archive: Kunst
Sven Regener sagt:
Zyklus STRICH-WEISE (Positionen 1-8)
K uns T
Kunst und Alltag
Widerspruch!
„Besonders gefährlich ist ein sentimentaler, oberflächlicher Kunstgeschmack. Unter keinen Umständen sollte man in den Verdacht kommen, Kitsch zu mögen – denn jede Art von Kitsch gilt als Todfeind der seriösen Kunst.“ Christian Saehrendt in der „NZZ““ in Rabenkalender 19.5.2019
aus der Reihe: Unvollständige Apfentskalender
der 4. Dezember / 2. Apfend
„Alles Gerede über Kunst kann nichts helfen, wenn die Kunst nicht selbst in weitere Kreise getragen wird.“ Rabenkalender 4.12. 2016
Die Kunst, auf Wasser zu gehen…
… hat der Künstler Christo circa eineinhalb Millionen Menschen am Iseosee ermöglicht – kostenlos – für die Wasserwandler. Christo selbst finanziert ja alle seine Projekte durch den Verkauf seiner Zeichnungen. Merchandising gibt es nicht, nur lizensierte Kunstbände. Die ersten beiden sind erschienen und zum Beispiel hier erhältlich. Nachdem ich den verhüllten Reichstag, das verhüllte Verwaltungsgebäude der Firma Würth in Gaisbach und einen Vortrag Christos anlässlich seines 70. Geburtstages im Globe-Theatre in Schwäbisch Hall erleben durfte, war die Fahrt an den Iseosee zu THE FLOATING PIERS ein Muss Darf.
Im Vorfeld hatten die Medien über die katastrophalen Zustände im Umfeld des Projektes berichtet, denn statt der anfangs erwarteten 200 000 Besucher waren doch weit mehr gekommen als Parkplätze, Bahn und Bus rund um den See verkraften konnten. Man musste schon in höhere Regionen zum Parken ausweichen. Allerdings entdeckte ich bei der Gelegenheit einen Agriturista (Ferien auf dem Bauernhof) Betrieb 400 m über dem See, der zur Übernachtungsstätte werden sollte.
Mehrere Anläufe, Sulzano, den Ausgangsort mit dem Zug zu erreichen scheiterten, da die Züge nach keinem Fahrplan mehr fuhren und völlig überfüllt waren.
Die Übernachtung auf dem Bauernhof, nur über abenteuerliche Wege durch Gebüsch und Felsen zu erreichen, bot einen gigantischen Ausblick über den See. Sogar FLOATING PIERS war mit dem bloßen Auge zu erkennen (Pfeil)und nachts LED-beleuchtet.
Morgens um sieben Uhr war es dann auf dem Weg zum See schon ganz schön voll.
Auf dem Wasser gehen, auf Kunst laufen – begehbare Kunst, art to go. Wo gab’s das schon mal? Ein Riesendankeschön Christo und seinem Team! Die Sinne tanzen: Nähe, technische Sicht, Abgleich mit den Vorinformationen, Panoramablick, Beobachten der Mitbeobachter von Weit und Fern. Barfuß (von Christo vorgeschlagen), bestrumpft oder beschuht (auch barfußbeschuht, siehe Bild), ob mit Rollstuhl, Kinderwagen, ob mit oder ohne Krücken, Männer, Frauen (auch mit Kopftuch), Kinder in Familien oder Schulklassen, Hunde, Reisegruppen, Paare – vom Stress befreit, friedlich über eine 16 m breiten, faltenstoffbespannten Pontonsteg ohne (!!!) Geländer. Ob das unsere „Sicherheitsterroristen“ beispielsweise auf dem Bodensee zugelassen hätten? Aber ich will mir durch diese Gedanken die Friedlichkeit nicht zerstören lassen. KUNST KANN FRIEDEN SCHAFFEN! Wobei durchaus auch Anwohner durch die temporäre KUNST-REGION genervt waren und dies über Verbotstafeln, dass hier kein WC sei, kein Essen verkauft würde etc. zum Ausdruck brachten. Die überwiegende Anzahl jedoch machte das Beste draus, indem sie die Gäste freundlich empfingen und sich hie und da etwas dazu verdienten. Wer weiß, ob nicht manch einer hier mal Urlaub macht?
Kunst in Hotels (Forts.)
Neues aus der Serie: Kunst in Hotels. Beachtlich: Die Bildgestaltung, den Rahmen überlappend. Ja, der Künstler hört nicht auf der Leinwand, dem eigentlichen Bild, auf, nein, er führt es weiter, auf den Rahmen hinaus.