Leserbriefe an die Südwestpresse (Versuche)

9. September 2017

„Guten Morgen, ich war mir sicher und habe die Wette gewonnen: Mein Leserbrief vom 29.8.d.J. wurde nicht veröffentlicht. Warum war ich mir so sicher? Weil es den zuständigen Leuten komplett an Humor und Selbstkritik mangelt. Zum Glück geht ja das „Material“ nicht aus, und so freute ich mich heute Morgen über folgende Doppelseiten:

Reutlinger Nachrichten 9.9.2017

Mit überaus freundlichen Grüßen

H.B.

P.S.: Ich will nun wirklich (und das sage ich hinter vorgehaltener Hand) keinen Unfrieden in die Redaktion bringen. Deshalb empfehle ich demjenigen, der diese Mail empfängt (so es denn noch ein leibhaftiger Mensch und kein Roboter ist), dieselbige sofort zu löschen, damit der Verursacher des „Doppelpacks“ keine Unannehmlichkeiten bekommt.“

 

Und die Vorgeschichte …

… drehte sich um folgenden Leserbrief:

„Wie schon in einem früheren Leserbrief lobend erwähnt, will ich mich erneut für den fürsorglichen Umgang mit der Leserschaft bedanken: Im heutigen Bericht „Verschüttetes Bier löst Schlägerei aus“, den ich zugegebener Maßen aus Neugier und übertriebener Sensationslust gelesen habe, freute ich mich besonders über das Foto einer Faust (die des Täters?). Denn ohne dieses Foto hätte ich mir den Vorgang überhaupt nicht vorstellen können. Dass überdies eine wunderbare Bösewichtbeschreibung („Gelbes verwaschenes T-Shirt, braune Haare, dunkle, missmutige Augen: …“) (können Augen „missmutig“ sein?) geliefert wurde, rief schon beim Frühstück Schaudern hervor. Ja, ja, Frau Laaß, Sie Schlingelin, und dann noch meine Rechtschreibkenntnis zu testen! Aber ich hab’s gemerkt: Der Angeklagte hat sich offensichtlich keinen „Pilz“, sondern ein „Pils“ bestellt.“

Mit freundlichen Grüßen

H.B.

 

Reutlinger Nachrichten 29.8.2017

 

Neue Transparenz oder Unvermögen?

Reutlinger Nachrichten / SWP 5.5.2017

 

Die vielgepriesene Layoutumstellung der Südwestpresse ist ja schon ausführlich gewürdigt worden. Leider sind nun, wie befürchtet, die Senioren etwas auf der Verständnisstrecke geblieben. Lernen wir hier nun eine neue Pressesprache kennen, eine platzsparende Kurzschrift? Werden dem Leser die Entstehungsgeschichten der Zeitung transparent gemacht (Teaser)? Oder sind gar die letzten Redakteure durch sogenannte „intelligente Schreibroboter“ ersetzt worden (die laufend Namen verwechseln und Probleme mit der Rechtschreibung haben)? Ich rate dazu, den obigen Text nicht einfach zur Kenntnis zu nehmen, sondern zu lesen, laut zu lesen. Ja, im Kreise ausgewählter Zuhörerinnen und Zuhörer vorzulesen. Auch wenn’s schwer fällt. Es trägt garantiert zur Erheiterung bei und ist, nebenbei gesagt, bestimmt logopädisch wertvoll.

Die Südwestpresse verfeinert ihre Demenz-…

…prävention. Wurden die bei Senioren besonders beliebten Kreuzworträtsel bisher bisweilen monatlich wiederholt (ich erinnere mich nicht mehr genau), wurden die Tests nun auf zwei aufeinanderfolgende Tage herunter gesetzt. Manch ein(e) Leserin/Leser wunderte sich wahrscheinlich darüber, wie schnell und fehlerlos sie/er im Stande war, die Rätsel ohne spicken zu müssen zu lösen.

Reutlinger Nachrichten vom 21. und 22. März 2017

Erschwerdend kommt hinzu, dass manch einer gar nicht weiß, dass an anderer Stelle der Zeitung eine Auflösung zu finden ist. Da bleibt dann manch eine Lücke im Rätsel bestehen. Außer, die Auflösung ist auf derselben Seite, was das Abschreiben dann doch erheblich erleichtert. Die Demenzprävention versteckt sich auch in Fließtexten (im wahrsten Sinn des Wortes!), wenn der Leser die Lücken zwischen einzelnen Worten selbst finden muss.

Das mag jetzt manchem Menschen pingelig erscheinen. Ist es auch. Und von Worttrennungen, die nur dem Primat des Zeilenfüllens folgen, will ich an dieser Stelle gar nicht reden. Schließen will ich mit einer Meldung, die dann doch noch etwas mehr Sorge bereitet: Intrige, wohin man schaut (!):