Glaubens-Sache

 

An obigem Foto von Manfred K. muss irgendjemand herumgebastelt haben, um den Schönbergturm, landläufig Pfullinger Onderhos genannt, ins rechte Licht zu rücken:

Was kann man heute noch glauben? Untersucht man das Bild näher, kommt man zu ganz anderen Erkenntnissen und fragt sich, kann ich meinen Augen noch trauen? Glaube ich, was ich sehe oder sehe ich, was ich glaube?

Oder ergibt sich daraus vielleicht die Möglichkeit, dass Pfullingen Wallfahrtsortort wird? In einer Zeit, in der viele Menschen vom Glauben abfallen, würden Kirchenverantwortliche und Tourismusexperten einen Aufschwung und Zulauf von, zumindest neugierigen Menschen erwarten. Mit dem in Pfullingen kreierten Wolfgangsweg ist ein Anfang gemacht.

Karnevalswagen von Jacques Tilly …

… haben’s in sich und auf sich. Fahrende Karikaturen, Satire auf Rädern. Tilly bringt zum Lachen, das manchmal im Hals steckenbleibt, legt den Finger in die Wunde und hat neben den Zielscheiben Politiker auch Kirchen und religiöse Fanatiker im Visier und zeigt Sympathie für die Aktionen von Klimapolitik-kritischen jungen Menschen. Nicht nur der Künstler traut sich was, nein, auch diejenigen die der Präsentation im „Zoch“ zustimmen müssen. Und das ist gut so. Das ist Zivilcourage!

„Was wir erleben, ist das …

… Hinüberwachsen der Satire in die Predigt. Vorher hatten wir das andersherum, etwa in Predigten von Landpfarrern, die durchaus humorvoll sind, damit es leichter flutscht. Und das überlappt sich jetzt, die Satiriker werden zu Landpfarrern.“

Alfred Dorfner in der „taz“ Rabenkalender 11. April 2022

Zeichnung: V. Onmir, Rabenkalenderrückseite 11.4. 2022