100. Montagsdemo in Stuttgart

 

Großartig Uli Keulers Beitrag, hier zum Nachhören: http://www.uli-keuler.de/Stuttgart_21.html

Und jetzt noch was von mir:

Nichts zu lachen.

 

Sehr geehrte Damen und Herren, 

JA, mit JA möchte ich beginnen, einem entschiedenen JA. Doch JA wozu? Es geht in zwei Wochen um zwei kleine Wörter Nein und JA:

JA, viele Menschen sind verunsichert. An Stelle der gewählten Repräsentanten soll nun das Volk selbst zur Wahlurne schreiten und Willen bekunden. JA, was soll ich dazu sagen? JA, was wollen die von mir? Modern ausgedrückt: JA, geht’s noch? Hallo?!

Wie soll ich abstimmen?

Da gibt es nichts zu lachen! Ich will Sie JA auch keineswegs darin beeinflussen, ob Sie mit Nein oder mit JA abstimmen. Aber nun

zur Vorgeschichte: JA, zum Teufel, was hat der Erwin da auf die Schienen gelegt? Dabei geht es JA gar nicht um die Bahn – es sei ja ein Immobilienprojekt. Ich soll auf dem Stimmzettel nun weder einen Redebeitrag, noch Besinnungsaufsatz schreiben und auch nicht, was viele Menschen verunsichert, über S21 oder K21 abstimmen, beispielsweise – JA, ich sage das jetzt einmal ganz neutral: Nein zu S21 und JA zu K21. „Ja noi“ sagt der Schwabe, wenn er eine Ablehnung besonders unterstreichen will, was aber im vorliegenden Fall JA auch nicht für mehr Klarheit sorgt. Der korrekte Text der Abstimmung lautet: „ Stimmen Sie der Gesetzesvorlage „Gesetz über die Ausübung von Kündigungsrechten bei den vertraglichen Vereinbarungen für das Bahnprojekt Stuttgart 21 (S 21- Kündigungsgesetz)“ zu?“ JA, guck au dono – was sagt mir dieser Text? Bin ich also gegen diesen Größenwahn mit samt seinen Risikofaktoren für Wasser und Gebäudebestand, stimme ich mit JA zum Ausstieg aus S 21. Aber ich will Sie JA nicht beeinflussen!

Hilfreich sind in diesem Fall JA immer Eselsbrücken. Für mich als geborenem Degerlocher, also Vorstadt-Stuttgarter, stellt sich die Frage JA nicht zuletzt emotional: JA, kann es wahr sein, einen preisgekrönten und denkmalgeschützten Architekturbau wie den Hauptbahnhof seiner Flügel zu berauben, der Flügel, die selbst den Krieg überstanden hatten? Die Verantwortlichen der Immobilienbranche, der damaligen CDU/FDP Landesregierung, aber auch der SPD (in großen Teilen) und der Bahn waren sich JA nicht darüber bewusst, welchen emotionalen Bezug die Stuttgarter zu ihrem Bahnhof haben. JA, und dann war Landtagswahl: Regierungswechsel!!! Schwuppdiwupp, weg der Mapp….us.      Alle Welt blickt nach Baden-Württemberg: JA, was ist denn da los? Wählen diese undankbaren Schwaben schon nach 58 Jahren ihre Dauerregierung ab. JA, ein wahlentscheidender Teil der Bevölkerung hatte nach gut schwäbischer Manier gesagt: DIE sparen wir uns! Noch eine kurze, völlige unparteiische Bemerkung zum Schluss:

Es hilft kein JAmmern, Sie müssen in den nächsten Tagen noch kräftigt auf die JAgd nach JAsagern gehen. Einfach haben es diejenigen Menschen, die an der JAgst leben, sie haben das JA täglich vor Augen. JA, JA, JA, JA………Macht’s gut!

(Beitrag zur Demonstration in Reutlingen am 12.11.2011)

Noch mehr geFÜGELte Worte…

…lesen wir im jüngsten Häuptling eigener Herd (Nr. 43 Nomade im Speck), der höchst empfehlenswerten („erscheint verdammt pünktlich, so vierteljährig wie möglich“) Edition von Vincent Klink und Wiglaf Droste, zum Beispiel von Joe Bauer , der seinen Beitrag „Die Station“ mit den Worten schließt:

„Die Politiker haben nicht an die Menschen gedacht, als sie entschieden, ihm die Flügel abzuhacken. Sie haben mit den Menschen nicht geredet, sie haben Gefühle missachtet und die Dinge gedeckelt. Das ist Plumpsklopolitik, und wenn ich daran denke, möchte ich noch einmal den Blitzableiter hoch, auf dass die Ignoranten der Blitz beim Scheißen treffe.“

Die emotionale Bindung an den Bahnhof können wohl viele Menschen  nachvollziehen, die mit „ihrem“ Bahnhof groß geworden sind, mit seinem Geruch, seinem Kino, der dazu gehörigen BaLi-Bar, der Post, die per Nachtzug Briefe republikweit zu den Briefträgern transportierte, die sie am folgenden Tag pünktlich zustellten. Ebenso empfehlenswert, Vincent Klinks Tagebuch.