Verloren gegangen…

… scheint mein Artikel, den ich für den „Pfullinger Weihnachtsboten“ schreiben sollte. Ich habe ihn geschrieben, abgegeben und es ist mir ein Rätsel, wo er abgeblieben ist. Zugegebenermaßen ist nicht alles für Nicht-Pfullinger verständlich, aber urteile selbst, geneigte Leserschaft:

Glühwein mit Chili oder Entwurf zu einem „Auslandsbrief“

 Ich stelle mir vor, ich werde aus einem mir unerklärlichen Grund beauftragt, den „Pfullinger Auslandsbrief“ zum zu Ende gehenden Jahr 2011 zu schreiben. Auch wenn mir dazu viel einfällt, würde mir allerdings nie anmaßen, etwas zu den Statistiken der Stadtverwaltung zu verlieren. Dazu muss die letzte Sitzung des Gemeinderats abgewartet werden, um bis in die Minuten genau Sitzungshäufigkeiten und –längen zu erfahren. Meiner Meinung nach müsste „Auslandsbrief“ als „Durchschlag“ (Cc) auch dem „Inländer“ zur Verfügung gestellt werden. Also:

Liebe Menschen außerhalb Pfullingens, wieder einmal hat uns die Weihnachtszeit und das Jahresende so plötzlich, überraschend und empfindlich getroffen. Verdrängen wir nicht alle das Einkaufen von Geschenken? Und dies, obwohl uns die großen Geschäfte nach den Sommerferien an der Hand nehmen und zeigen: Hier habt ihr alles, was ihr in drei Monaten zum Weihnachtsfest braucht. Nur diejenigen Elternteile, die mit Weihnachtsbasteln in den verschiedenen Bildungseinrichtungen beschäftigt werden und/oder den Fahrdienst zum Abgreifen der Geschenke der gefühlten zwanzig Vereinsweihnachtsfeiern ableisten, sind auf das Fest „eingestellt“. Blicken wir zurück ins kommunale Geschehen des Jahres 2011 und beginnen mit dem Geld. Um den absehbaren Folgen einer Banken-, Euro-, sowie Krisen aller Art zu entgehen, testen wir in Pfullingen eine neue und eigene Währung, den „Pfulben“. Was jetzt noch wie Spielgeld aussieht und eine Pfullinger Käufer-Händler-Bindung beabsichtigt, könnte sich zu einer ernst zu nehmenden Inselwährung entwickeln, zu einem finanzpolitischen Ruhekissen im aufgewühlten Bett der Finanzwelt. Und damit wären wir bei der Sicherheit. Die Einhausung Pfullingens hat auch im zu Ende gehenden Jahr wieder Fortschritte gemacht: Die Bürger sind vor der Güterzugmuseumslok am Bahnhof geschützt (eingehaust). Eine gewisse Problematik bereitet der Feuerwehr allerdings die „Sicherung“ von Schrottfahrzeugen (eingehaust), die zur Rettungsschereneinsatzübungen nur schwer erreichbar sind.

Im Kultursektor sind große Fortschritte zu verzeichnen. Da sich die Umgestaltung des Pfullinger Schlosses in ein Kulturhaus wohl noch bis in die Amtszeit des übernächsten Bürgermeisters ziehen wird, wurde Stadtpfleger Deh abkommandiert, wenigstens auf der Alb in Undingen mit großer Unterstützung der Gemeinde ein Kulturhaus auf-, beziehungsweise umzubauen. Man hofft in der Stadtverwaltung darauf, dass er mit den dort gemachten Erfahrungen das Schloss-Projekt hier in Pfullingen zügig umsetzen kann. Bei einer Untersuchung der Pfullinger Hallen wurde festgestellt, dass diese dringend saniert werden müssen. Von einer kostengünstigeren Variante (Abriss) wird wohl abgesehen, auch wenn zumindest ein stellvertretender Bürgermeister damit geliebäugelt hatte. Die Mehrzahl der Bürger wird verstehen, dass bei einer solch angespannten Finanzlage nicht auch noch das marode Gestühl ersetzt werden kann. Aus diesem Grund wird es in den Hallen bis auf weiteres nur noch Stehempfänge geben.  Es gibt auch traurige Nachrichten. Wir werden uns wohl wieder von etlichen alten Gebäuden verabschieden müssen, so beispielsweise von der alten Ziegelei, Ecke Kurze Straße, Marktstraße. Es sei denn, es fänden sich Privatpersonen, die bereit sind, das besondere Haus zu retten. Die Volk’sche Mühle darf Dank der Initiative der Zimmererfamilie Renz einer repräsentativen Nutzung entgegen sehen, wie auch das Wehrbauernhaus in der Mühlstraße, das mit viel Detailliebe restauriert wurde. Gut, solche Einzelfälle darf man städtischerseits zulassen, ansonsten wird kommunaler Städtebau heutzutage dahin entwickelt, dass dort, wo früher Stadtmauern die Innenstädte sicherten, heute Anlagen betreuten Wohnens diese Aufgabe übernehmen. Und dazu sind nun einmal Abrisse von Nöten. Lange haben wir ja bezüglich regenerativer Energie unsere erfolgreichen Bemühungen unter den Scheffel gestellt, sind aber zwischenzeitlich zur Erkenntnis gekommen, dass das nicht notwendig ist und geben stolz die Inbetriebnahme eines weiteren Wasserkraftwerkes am Schiller Gymnasium zur Kenntnis. Auch ein Pumpspeicherwerk ist angedacht. Da inzwischen das Thema Bürgerbeteiligung in aller Munde ist, werden wir wohl auch in Pfullingen nicht mehr länger darum herum kommen, unsere Mitbürger zu informieren und in Planungen einzubeziehen, auch wenn es uns zugegebenermaßen schwer fällt, uns von der Alleinherrschaft der repräservativen Demokratie zu verabschieden. Eisenbahn und Weihnachten gehören zusammen wir Ostern und Ostereier. Wie bis heute Puppenstuben spielerisch das Erlernen der Hausarbeit fördern, leistet die Modellanlage Erziehung zum Schienenfreund und öffentlichen Nahverkehrler. Pfullingen soll mit der Regionalbahn wieder an die Welt der Schiene angeschlossen werden. Das bietet gleichzeitig die Chance, die Privatinitiative  der Schienenfreunde zu nutzen, die im übrigen Wertkonservative im besten Sinn des Wortes sind: Sie konservieren Werte in Gestalt von Schienenfahrzeugen (Der Brauchtumsverein die Straßenbahn) oder Gebäude (Honauer Bahnhof) und schaffen damit Grundlagen, die kommunalen Einnahmen mit MuseumsbahnTourismus zu flankieren. Mit einem bisher noch wenig bekannten Winterrezept darf ich mich von Ihnen verabschieden: 

Nimmst Du Chili in den Glühwein,

schießen Dir die Tränen ein,

schlechte Laune ist verpufft

und das Hirn hat wieder Luft.

 

Genießen Sie die Feiertage und kommen Sie gut über den Winter. Regen Sie sich auf und teilen dies an betreffender Adresse mit. Das ist wohl die beste Art, Burnout zu vermeiden, heißt es. Ach ja, das mit dem Auftrag zum Entwurf zum „Auslandsbrief“ muss ich wohl geträumt haben.

Ja, zumindest der Schlusssatz hat sich nun voll bewahrheitet!

MERKEL

Hätte sich die nun endlich öffentlich wahrgenommene Neonazigruppe „Mecklenburgs Erste Raubauken-, Kader- und Elite- Liga“ – abgekürzt MERKEL genannt, wäre dieser Name vermutlich nicht sofort in dieser Weise publiziert worden. Anders jedoch scheint es der Presse kein Problem zu sein, die Abkürzung NSU für „Nationalsozialistischer Untergrund“ zu verwenden, so selbstverständlich zu verwenden, ohne zu berücksichtigen, dass es diese Abkürzung bereits gibt: als Bezeichnung einer Auto- und Motorradmarke. Welch einen Aufschrei gäbe es, würde ich beispielsweise ein neu kreiertes Toilettenpapier „AOK“ nennen. Allein die treue Fangemeinde der Neckarsulmer mit ihrem Zweirad- und NSU-Museum ergeht sich in Trauer und Fassungslosigkeit. Und endlich nimmt sich in der Südwestpresse einer des Themas an.

100. Montagsdemo in Stuttgart

 

Großartig Uli Keulers Beitrag, hier zum Nachhören: http://www.uli-keuler.de/Stuttgart_21.html

Und jetzt noch was von mir:

Nichts zu lachen.

 

Sehr geehrte Damen und Herren, 

JA, mit JA möchte ich beginnen, einem entschiedenen JA. Doch JA wozu? Es geht in zwei Wochen um zwei kleine Wörter Nein und JA:

JA, viele Menschen sind verunsichert. An Stelle der gewählten Repräsentanten soll nun das Volk selbst zur Wahlurne schreiten und Willen bekunden. JA, was soll ich dazu sagen? JA, was wollen die von mir? Modern ausgedrückt: JA, geht’s noch? Hallo?!

Wie soll ich abstimmen?

Da gibt es nichts zu lachen! Ich will Sie JA auch keineswegs darin beeinflussen, ob Sie mit Nein oder mit JA abstimmen. Aber nun

zur Vorgeschichte: JA, zum Teufel, was hat der Erwin da auf die Schienen gelegt? Dabei geht es JA gar nicht um die Bahn – es sei ja ein Immobilienprojekt. Ich soll auf dem Stimmzettel nun weder einen Redebeitrag, noch Besinnungsaufsatz schreiben und auch nicht, was viele Menschen verunsichert, über S21 oder K21 abstimmen, beispielsweise – JA, ich sage das jetzt einmal ganz neutral: Nein zu S21 und JA zu K21. „Ja noi“ sagt der Schwabe, wenn er eine Ablehnung besonders unterstreichen will, was aber im vorliegenden Fall JA auch nicht für mehr Klarheit sorgt. Der korrekte Text der Abstimmung lautet: „ Stimmen Sie der Gesetzesvorlage „Gesetz über die Ausübung von Kündigungsrechten bei den vertraglichen Vereinbarungen für das Bahnprojekt Stuttgart 21 (S 21- Kündigungsgesetz)“ zu?“ JA, guck au dono – was sagt mir dieser Text? Bin ich also gegen diesen Größenwahn mit samt seinen Risikofaktoren für Wasser und Gebäudebestand, stimme ich mit JA zum Ausstieg aus S 21. Aber ich will Sie JA nicht beeinflussen!

Hilfreich sind in diesem Fall JA immer Eselsbrücken. Für mich als geborenem Degerlocher, also Vorstadt-Stuttgarter, stellt sich die Frage JA nicht zuletzt emotional: JA, kann es wahr sein, einen preisgekrönten und denkmalgeschützten Architekturbau wie den Hauptbahnhof seiner Flügel zu berauben, der Flügel, die selbst den Krieg überstanden hatten? Die Verantwortlichen der Immobilienbranche, der damaligen CDU/FDP Landesregierung, aber auch der SPD (in großen Teilen) und der Bahn waren sich JA nicht darüber bewusst, welchen emotionalen Bezug die Stuttgarter zu ihrem Bahnhof haben. JA, und dann war Landtagswahl: Regierungswechsel!!! Schwuppdiwupp, weg der Mapp….us.      Alle Welt blickt nach Baden-Württemberg: JA, was ist denn da los? Wählen diese undankbaren Schwaben schon nach 58 Jahren ihre Dauerregierung ab. JA, ein wahlentscheidender Teil der Bevölkerung hatte nach gut schwäbischer Manier gesagt: DIE sparen wir uns! Noch eine kurze, völlige unparteiische Bemerkung zum Schluss:

Es hilft kein JAmmern, Sie müssen in den nächsten Tagen noch kräftigt auf die JAgd nach JAsagern gehen. Einfach haben es diejenigen Menschen, die an der JAgst leben, sie haben das JA täglich vor Augen. JA, JA, JA, JA………Macht’s gut!

(Beitrag zur Demonstration in Reutlingen am 12.11.2011)

Held?

In der Sonntag Aktuell vom 20.11. (also heute) wird Wolfgang Niedecken zum „Helden der Woche“ gekürt. Warum? Weil er vor zwei Wochen „plötzlich schwer krank geworden“ war, doch inzwischen das Krankenhaus wieder verlassen konnte. Nicht dass ich ihm die Genesung nicht gönnen würde, schon ganz aus Eigennutz wünsche ich mir noch viel Musik von ihm, aber diese Heimlichtuerei daüber, woran er erkrankte (ist’s womöglich eine „Männerkrankheit“?) bei gleichzeitigem Hinausposaunen, dass er erkrankte, passt, wie ich finde, nicht mehr in die Zeit. Mal abgesehen davon, dass viele Menschen anonym an ihren Krankheiten leiden. Wenn Prominente ihre Erkrankung nutzen, um aufzuklären und anderen Kranken Mut zu machen, offen mit der Krankheit umzugehen, ist das vorbildlich. So erzählt beispielsweise Matthias Holtmann vom SWR ausführlich von seiner Parkinson-Erkrankung. Zu gackern und nicht zu legen, so gingen unsere Altvorderen mit ihren Krankheiten um – sie kannten es und konnten nicht anders. Trotzdem, Wolfgang Niedecken, werde schnell wieder ganz gesund!

Zeichnung: V. Onmir

Es wäre wahrscheinlich nie herausgekommen,…

…dass Christine Nöstlinger bei den Fantastischen Vier den And.Y gibt, wäre nicht zufällig im Feuilleton der Südwestpresse vom 18.11.2011 die Nachricht, dass sie für ihr Lebenswerk den Corine-Ehrenpreis erhalten hat, auf ein und derselben Seite erschienen wie ein längerer Artikel über Fanta 4. Mir war sofort klar, dass der Bart von An.Y. allein der Tarnung dient.

 

Gastfreundschaft

Man findet sie noch in gehörig großem Umfang: Die guten, alten FREMDENZIMMER. Da hängt so mancher Gastronom und Hotelier noch ganz der Tradition nach. Man muss notgedrungen den Fremden Übernachtungsplätze bieten, und damit ist’s aber auch gut! Vorsicht: Aus GÄSTEN könnten FREUNDE werden, die womöglich bleiben!

Zeichnung: V. Onmir, Rabenkalenderrückseite 3.11.2011