Rathausneubau Pfullingen

110 Architekturbüros hatten sich beworben, 15 kamen in die engere Auswahl. Natürlich waren auch wieder etliche „Schuhschachtel-Entwürfe“ dabei, Entwürfe, die in letzter Zeit fast überall, bar jeglichen Umgebungsbezuges zu ihrem Umfeld, platziert werden.

Dazu im Gegensatz hatte es das Büro Eberhard Wurst, dessen Entwurf den Wettbewerb gewann, verstanden, ganz im Sinne Theodor Fischers, von dem in Pfullingen u.a. die Pfullinger Hallen und der Schönbergturm zu bewundern sind, Bezug auf „Umgebung, Geschichte und Landschaft“ zu nehmen.

Der Hauptzugang zu den nun verbundenen Rathäusern wird über einen Verbindungsgang gelöst, der kurze Wege zwischen zwei Straßen und dem Parkplatz schafft und mit seinen Torbögen Bildbezüge zu den Toren des Altbaus herstellt. In einem Begleitblatt zum Exposé werden außerdem historische Vergleiche gezeigt, deren Details sich in Fenstern, „Kamin“ (Lichtschacht und Entlüftung) wiederfinden:

Außerdem ist das Problem „Bürgerbüro kontra Bäckerei/Café“ gelöst, indem die Bäckerei an ihrem markplatzseitigen Standort verbleibt und das Bürgerbüro barrierefrei „ums Eck“ seinen Platz findet.Die von vielen Bürgerinnen und Bürgern vor dem zweiten Wahlgang zur Bürgermeisterwahl als „durchgepeitscht“ empfundene Abstimmung im Gemeinderat, das Bürgerbüro in die Bäckerei/Café zu verlegen, hatte in letzter Zeit für großen Unmut gesorgt und über 2000 Unterschriften gegen das Ansinnen erbracht. Bürger/innenbeteiligung ist leider in Pfullingen immer noch ein Thema, das von etlichen Gemeinderäten als Bedrohung empfunden wird. Die Hoffnung, dass es unter dem neuen Bürgermeister Stefan Wörner endlich in die Wachstumsphase kommt, keimt (um im Bild zu bleiben).

Ein Opfer ist allerdings zu beklagen: Das historische Gebäude (rechts im Bild) muss sich in die Pfullinger Abrisstradition einfügen.

Das ist mir Wurst! Oder Bilderrätsel: Wer findet den Unterschied?

Normalerweise meint man ja mit der Aussage: „Das ist mir Wurst“, dass einem etwas egal ist. Im Fall der Renovierung der Pfullinger Martinskirche (siehe Artikel im heutigen Reutlinger Generalanzeiger/Echazbote) führt die Aussage zum leitenden Architekten der Baumaßnahmen, Eberhard Wurst. Und selbst als Glaubensferner möchte man rufen „Gottseidank!“, denn hätte man die Renovierung den meisten praktizierenden Architekten überlassen, wären wir einmal mehr mit einer Flachdachschuhschachtellösung überrascht worden. Ich will ja keine Namen nennen, aber einer beginnt mit denselben zwei Buchstaben wie mein Nachname.

GEA 15.6.2019

dto. Bearbeitet V. Onmir