Scheibenschlagen

Der Vinschgau hat zu wenig Wasser. Letztes Jahr schon konnten Bergbauern nicht genügend Gras als Winterfutter ernten und mussten teuer zukaufen. Zu wenig Schneefall sorgt im Augenblick für geringere Schneeschmelze, die wiederum den Reisbauern im Pogebiet Sorgen bereitet, die Saat nicht ausbringen zu können. Die für den Februar ungewöhnliche Trockenheit führte dazu, dass der alte Brauch des Scheibenschlagens, der als Winteraustreibung mit Feuern in Form von Figuren (sie verbrennen symbolisch die „Hex“) und fliegenden Feuerscheiben gefeiert wird, behördlich eingeschränkt wurde. Dennoch bauten etliche lokale Vereine Sicherheitsmaßnahmen auf – die Feuerwehr verlegte Löschschläuche und zapfte Bäche an – um die Tradition  zu leben.

So findet man an manchen Stellen, wie hier in Kortsch, die Vorbereitungen zum Feuerspektakel. Unversehrt.

Abschlagbretter und Scheibenstecken.

Auch im Schwarzwald gibt es die Tradition des Scheibenschlagens, wie der Freiburger Trainer Christian Streich anlässlich einer Pressekonferenz anschaulich erklärt. In Reutlingen gibt es einen „Scheibengipfel“, in Pfullingen ein „Scheibenbergle“, Namen, deren Bedeutung heute weitgehend unbekannt sind.

 

Scheibenschlagen …

… ein uralter vorchristlicher Brauch, der heute noch vielerorts im Alpenraum, aber auch im Allgäu und Schwarzwald am ersten Sonntag nach Aschermittwoch gepflegt wird.

Ankündigung in Laas-Tschengls.

 

auf dem Tartscher Bichl

 

Schmuckscheibe

 

Die Scheiben werden, zugesägt aus Buchenholz oder Birkenstammscheiben, jeweils mit einem Loch versehen, auf einen langen, flexiblen Halsnussstecken gesteckt und im Feuer zum Brennen gebracht. Immer wieder wird der Glühzustand begutachtet. Ganze Familien sind gekommen, und schon die ganz Kleinen werden mit der Prozedur vertraut gemacht. Feuer ist schon immer faszinierend  gewesen. Glüht die Scheibe, wird sie an den Abschlagplatz getragen, wild geschwungen und dazu eine Reim aufgesagt (eher geschrieen!), der einer Person gewidmet ist, der man meist (!) etwas Gutes wünscht:

Foto: Manfred Mitterhofer. Danke! Siehe auch hier: Kunstraum Cafè Mitterhofer

Irgendwann wird ein riesiges Holzkreuz, das je nach Ort verschieden bezeichnet wird, abgebrannt. Fruchtbarkeitsritual, Winteraustreibung, Feuerzauber – von allem wohl etwas. Gerade von Tartscher Bichl gibt es eine grandiose Panoramasicht und überall entdeckt man brennende „Hexn“ (symbolisch) auf den Bergen ringsum. Zum Abschluss kehren viele noch ein und feiern weiter.