Wiesn oder Wasn?

Zeichnung: V. Onmir, Rabenkalenderrückseite 29.9.2012

In jeder SONNTAG AKTUELL darf sich ein Prominenter ein Bild aussuchen und dazu etwas schreiben. Am 30.9. war es Hermann Bausinger, der langjährige Leiter des Ludwig-Uhland-Instituts für Empirische Kulturwissenschaft in Tübingen, der uns ein Foto vom Oktoberfestumzug in Münschen präsentierte. Er schrieb:

„Oktoberfest! Dass die Zeitungsleser gerne einmal von Kriegen und Krisen auf heitere Bilder umschalten, ist nicht verwunderlich. Aber erstaunlich ist die Ausstrahlungs dieses regional geprägten Fests. Sie ist nicht neu, schon in den Anfängen des Tourismus zog bayrische Folklore die Reisenden an. Die Pflege von Brauch und Tracht wurde von Regierungsstellen gefördert zur „Hebung des Nationalgefühls“ – bayrisches Nationalgefühl. Im Ausland allerdings gilt die „uralte“, tatsächlich erst im 19. Jahrhundert entwickelte bayrische Tracht als typisch deutsch. Und in jüngster Zeit breitet sie sich als Mode tatsächlich überall aus. Zumindest das Dirndl dringt auch in Cannstatt, Köln und Berlin ein: Wird sie gar zur deutschen Nationaltracht? Man kann nur hoffen, dass Angela Merkel auch bei künftigen Staatsbesuchen darauf verzichtet.“

Jeder sollte sich so anziehen, wie er/sie will und dafür nicht schräg angesehen werden. Mode ist auch Zeichen der positiven Globalisierung und – bis auf religiös diktierte Mode – Ausdruck von Freiheit. AAAAaaaaaaaaber, dass jetzt jedes Weinfest, jeder Straßen- und Handelsverein und vor allem der Cannstatter Wasen im Prinzip das bayrische Dirndl und die bayrische Lederhose zur Pflicht machen, ist zum einen einfallslos, da nachgemacht, und zeugt zum andern von mangelndem Selbstbewusstsein.  Es scheint irgendwo tief im Schwaben der Inbegriff von Gemütlichkeit zu sein, sein Haus mit bayrischen Klischeebalkonen zu schmücken, Fan von Bayern München zu sein und zu festlichen Anlässen Tracht, bayrische Tracht zu tragen. Warum? Wo bleibt da das schwäbische Eigenbrödlerische, das sich in einem bisschen Stolz für Modetraditionen zeigt? Es gibt genügend Oigenes! Wo sind die schwäbischen Modedesigner, die alte Wäsche auf die Höhe der Zeit bringen. Wir können doch angeblich alles….. Wasen statt Wiesn!

 

Herbst

Einfach ein Blatt zum Thema HERBST.

Die Blätter sind schon angetaut,

nicht auf-getaut wie nach dem Winter,

die Tränen sind’s vom Sommer.

Wer glaubt, er könnt die Blätter halten,

verkennt Gesetze der Natur

und ist bei Leib ein Dommer. (H. Erbst)

Mehr Herbstlyrik hier. FLORIDA feiert seinen 10. Geburtstag. Feiern Sie einfach mit! Gerade am ausklingenden 3. Oktober.

Nix verkomma lassa,…

sagt der Schwabe und meint damit, dass Essensreste am folgenden Tag als Überling weiter verarbeitet werden. Im übertragenen Sinn heißt das, generell nichts wegzuwerfen, weil man es für irgend etwas irgendwann irgendwie nochmals verwenden ((ge-)brauchen) könnte. So wie der Gütlesbesitzer, der seine ausgedienten Skistöcke als Wuchshilfen für seine Beeren nutzte: